Padermann ist wieder da!

Erwin Grosche – „Padermann der Superheld“

von Frank Becker

Padermann ist wieder da!
 
Ein neues Geschichtenbuch über den Alltagshelden
 
„Heute schaffte ich es Julia zu küssen, bevor sie mich küssen wollte.
Das sind natürlich Triumphe.“
 
Wenn ich  auf der Autobahn in Richtung Paderborn unterwegs bin, was gelegentlich vorkommt, wird mir die Annäherung an die Paderstadt durch die fröhlich bunten Lastwagen der Marmeladenfabrik STUTE signalisiert, so wie den Weltumseglern der alten Zeit früher die Nähe des ersehnten Landes durch das Auftauchen erster Vögel über dem Schiff angekündigt wurde. Dann freue ich mich, denn in Paderborn ist es gemütlich, es hat nette Menschen und an Gastfreundschaft mangelt es gewiß nicht.

Schon vor einigen Jahren erfuhr die Welt durch einen, der es wissen muß - schließlich lebt und atmet er in Paderborn - daß die Stadt einen Helden beherbergt, wie weiland Metropolis seinen Superman: „Padermann“. Padermann ist der Held einer liebenswerten Welt, und er brauchte kein Krypton, um solche Superkräfte zu entwickeln wie sein Kollege mit dem S auf der Brust. Dem neuen Helden der ostwestfälischen Welt hat es genügt, als Kind in die sechs Arme der Pader gefallen zu sein. Genau wie Superman setzt er seine Fähigkeiten zum Besseren der Menschheit ein. Doch wieviel näher als Superman uns Padermann ist, liest sich schon aus der Solidität seines täglichen Tuns: er wirkt, indem er unverdrossen Geschirr spült, seine Bratkartoffeln teilt, anstelle des „Daily Planet“ die „Neue Westfälische“ liest, Superkollege Drewermann mit dem Bischof versöhnt, seinem Computer Manieren beibringt (das verlangt in der Tat Superkräfte!), vor den Vereinten Nationen den Fußpilz anprangert, dem Paderborner Brot (lecker!) eine Hymne singt - oder Freundin Julia auf der Rolltreppe des Nixdorf- Museums küßt.

Überhaupt Julia. Es sieht ganz so aus, als seien die Quellwasser der Pader nur ein Teil der Wahrheit und bezöge Padermann seine wirklich erstaunlichen Kräfte vor allem aus der Liebe. Was zu verstehen und eine Erklärung dafür wäre, daß er sich selbst als so liebenswert in einer liebenswerten Welt erweist. Der Kabarettist Erwin Grosche hat Padermann auf- und nachgespürt und festgehalten, was in dessen Alltag - jaja, auch ein Superheld hat einen Alltag! - so alles vor sich geht. Manchmal überkommt uns ein Verdacht, nein, besser: ein Gefühl, daß Erwin Grosche manchmal am Maspernplatz eine Telefonzelle betritt - nicht um zu telefonieren - und ein anderer herauskommt. Aber, wie gesagt, nur so ein Gefühl...
Abgerundet werden Padermanns Geschichten durch viele liebenswerte und stimmungsvolle Fotografien von Juliane Befeld – besser bekannt als »Linsensüppchen 54«, die besonders Julia berückend in Szene gesetzt hat.
 
Padermanns Gedanken und Gefühle in handlicher (wörtlich zu nehmen) gedruckter Form bei sich zu führen funktionierte gut beim Oktavformat der Erstausgabe 2006. Die neue, wesentlich erweiterte Ausgabe paßt zwar nicht in jede Hand- oder Jackentasche, doch in Momenten der Krise Kraft aus ihrem Tiefsinn, Humor und der unbändigen Lebensfreude zu schöpfen, ist nach wie vor herzlich zu empfehlen. Das hinreißend gemachte Buch ist eine Liebeserklärung: an das Leben, an Paderborn - und an Julia.

„Zum Glück weiß Julia nichts von ihrer Ausstrahlung“, sagte Padermann.
Manchmal sagte er viermal ihren Namen, wenn er sich an sie erinnern wollte.
Eigentlich war ihm danach gewesen, fünfmal ihren Namen zu sagen, aber er
hatte Sorge, sie damit zu erhöhen. Später bereute er diese Vorsichtsmaßnahme.



Juliane Befeld (Linsensüppchen 54) und Erwin Gosche - Foto © Stefanie Vössing Schulz

Erwin Grosche – „Padermann der Superheld“
Mit Superfotos von Juliane Befeld (»Linsensüppchen 54«)
© 2020 Lektora Verlag, 162 Seiten, flexible Klappenbroschur - ISBN: 978-3-95461-165-2
13,90 €
 
Weitere Informationen: www.lektora.de