Die unmögliche Tatsache

Ein Palmström-Gedicht - illustriert

von Jules Stauber

Palmstöm
© Jules Stauber - Veröffentlichung der Illustration mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber.

Die unmögliche Tatsache

Palmström, etwas schon an Jahren,
wird an einer Straßenbeuge
und von einem Kraftfahrzeuge überfahren.
„Wie war“ (spricht er sich erhebend
und entschlossen weiterlebend)
„möglich, wie dies Unglück, ja -:
daß es überhaupt geschah?
Ist die Staatskunst anzuklagen
in Bezug auf Kraftfahrwagen?
Gab die Polizeivorschrift
hier dem Fahrer freie Trift?
Oder war vielmehr verboten,
hier Lebendige zu Toten
umzuwandeln, - kurz und schlicht:
Durfte  hier der Kutscher nicht -?“
Eingehüllt in feuchte Tücher,
prüft er die Gesetzesbücher
und ist alsobald im Klaren:
Wagen durften dort nicht fahren!
Und er kommt zu dem Ergebnis:
„Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil“, so schließt er messerscharf,
„nicht sein kann, was nicht sein darf.“
 
Christian Morgenstern