„Davon glaube ich kein Wort!“

Albert Einstein in der Anekdote

von Ernst Peter Fischer

Ernst Peter Fischer
„Davon glaube ich kein Wort!“
 
Albert Einstein in der Anekdote

 Von Ernst Peter Fischer

 
Der Mann des Jahrhunderts  (9)

Einstein und der Nobelpreis
 
Das Thema „Einstein und der Nobelpreis“ enthält drei Überraschungen. Zum einen hat er die Auszeichnung der Schwedischen Akademie – wie erwähnt – nicht für seine Relativitätstheorien, sondern für seine frühen Beiträge zur Quantenphysik bekommen. Zum zweiten war Einstein im Jahr der Preisverleihung (1921) auf Weltreise. An dem Tag, an dem seine Auszeichnung bekannt gegeben wurde, sprach Einstein gerade in der alten japanischen Hauptstadt Kyoto. Es freute ihn diebisch, damit der Verpflichtung enthoben zu sein, zur Entgegennahme des Preises selbst nach Stockholm reisen zu müssen. Allerdings ahnte er nicht, was er damit diplomatisch auslöste. Die Schwedische Akademie bat nämlich den deutschen Botschafter, an Einsteins Stelle Medaille und Urkunde entgegen zu nehmen, worauf der Amtsträger gerne trotz seiner Kenntnis einging, daß Einstein Schweizer Staatsbürger war. Zwar protestierten die Eidgenossen, aber die deutsche Regierung erklärte, „Einstein ist Reichsdeutscher“, obwohl der Laureat, der auf einmal „Doppelstaatler“ war, davon nichts wußte und auch nichts wissen wollte.      
       Die dritte Überraschung hat mit dem Geld zu tun, das mit dem Nobelpreis verbunden ist. Für Einstein war es nur eine Frage der Zeit, bis er die Auszeichnung bekam. Um es seiner Frau zu erleichtern, in die Scheidung einzuwilligen, hat er ihr schon im Sommer 1918 die dazugehörige beträchtliche Summe in Schwedenkronen versprochen. Sie stellt in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg eine stabilere Währung als die Reichsmark dar, mit der in Berlin sein Gehalt gezahlt wurde.
       Wie gesagt – mit den Nobelehren versehen wurde Einstein wegen seiner frühen Beiträge zur Quantentheorie, also der Physik, die ihren Mitschöpfern wie Niels Bohr oder Wolfgang Pauli erst dann das Wirkliche zu erfassen schien, wenn sie verrückt genug war. Gespürt hat das der ansonsten hochvernünftige Einstein auch, denn als er in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in Prag weilte und sich mit der entstehenden neuen Theorie der Atome befaßte, hatte man ihm ein Büro zugewiesen, aus dessen Fenster man in einen Hof blicken konnte, der zu einer Anstalt für geistig behinderte oder verwirrte Menschen gehörte. Wenn diese Patienten dort spazieren gingen und Einstein einen Besucher in seinen Räumen begrüßen konnte, führte er ihn an das Fenster und sagte, „Da, schauen Sie mal. Das sind die Verrückten, die sich nicht mit der Quantentheorie beschäftigen.“ 
 

© Ernst Peter Fischer