Graphic Novel „Hokusai“
würdigt den berühmten japanischen Künstler
Texte von Francesco Matteuzzi mit Illustrationen von Giuseppe Latanza
„Hokusai - Die Seele Japans entdecken“ - eine großartige Graphic Novel, die im schweizerischen Midas-Verlag erschienen ist. Der Hardcover-Band mit Fadenheftung widmet sich dem 1760 geborenen japanischen Künstler, der unter dem Namen Katsushika Hokusai weltberühmt geworden ist. Hokusai gilt bis heute als japanischer Urvater der grafischen Kunst sowie der Werte und Traditionen des asiatischen Landes. Der lesens- und sehenswerte Bildband erzählt - gezeichnet im Stil des Künstlers die Geschichte Hokusais von seiner Geburt bis zu seinem Tod im Jahre 1849.
Doch damit nicht genug. Immer wieder wird die Handlung verflochten mit Informationen über die japanische Kultur und Tradition sowie über die Entwicklung im künstlerischen von Hokusai, der zeit seines Lebens auf der Suche nach einer Vervollkommung seines Schaffens war und im Alter von 73 Jahren und einer immensen Popularität seiner Werke befand: „Die einzigen bemerkenswerten Dinge, die ich gemacht habe, sind die in den letzten drei Jahren. Die davor? Alles Abfall.“ Genauso hart, wie er mit sich selbst ins Gericht ging, war er gegenüber Auftraggebern oder auch Mitschülern und Meistern von Zeichenschulen. Fantastisch, wie die Autoren auch Hokusais weltweit bekannte und berühmte Meisterwerke in die Graphic Novel einstreuen. Da ist „Der Traum der Fischersfrau“, die nackt von einem großen Octopus umschlungen wird, dessen Fangarme jede Körperöffnung der Frau zu berühren und zu liebkosen scheinen. Das Bild stammt aus dem Buch „Qualen der Liebe“. Und natürlich fehlt auch nicht die berühmte Arbeit „Die große Welle von Kanagawa“ aus dem Jahr 1830, die drei Fischerboote zu verschlingen droht. Dieses Werk stammt aus der Reihe „36 Ansichten des Berges Fuji“. Hokusai schuf zudem riesige Porträt-Bilder wie etwa das von Bodhidharma, dem Begründer des Zen-Buddhismus. Dafür verwendete er lediglich einen großen Besen als Pinsel und gewaltige hölzerne Farbeimer und schuf immerhin ein Bild von rund 200 Quadratmetern Größe. Wie moderne Streetart-Künstler von heute versammelten sich bei diesen Kunst-Aktionen unter freiem Himmel zahlreiche Zuschauer, die beim Entstehen des Werks dabei sein wollten. Nicht nur riesige Bilder, auch winzig kleine Kunstwerke schuf Hukosai. Etwa zwei kleine Vögel, die auf der Oberfläche eines Reiskorns flogen. Bei einem künstlerischen Konkurrenzkampf vor einem kaiserlichen Shogun gewann er gegen den zweiten Maler, weil er ein Huhn, das er zuvor mit seinen Krallenfüßen in Farbe getunkt hatte, über ein Blatt laufen ließ. Dann fügte er nur noch die Umrisse eines Flusses auf dem Bild dazu und nannte es „Herbstliche Ahornblätter, die im Fluß Tatsuta schwimmen.“ Rund 30.000 Werke werden Hokusai zugeschrieben, darunter Gemälde, Skizzen, Holzschnitte, Seidenmalereien und rund 500 illustrierte Bücher. Vermutlich würden es noch viel mehr sein, wenn nicht sein Wohnhaus und Archiv wenige Jahre vor seinem Tod Opfer eines Feuers geworden wären, von dem auch in dem Buch von Matteuzzi und Latanza berichtet wird. Hokusai, der seinen Namen - wie es in Japan damals üblich war - etwa 30mal änderte, war sich nach Angaben der Autoren „seiner eigenen Größe bewußt“ und ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, seinen eigenen Stil zu verbessern.“ Während seiner letzten Lebensjahre gewöhnte er sich an, täglich einen Löwen zu zeichnen. Er behauptete, daß er dann länger leben würde.
Schon vor Hokusais Tod mit 89 Jahren waren einige seiner Manga-Serien und einzelne Drucke von ihm nach Europa gelangt. Er übte auf die westliche Kunst, vor allem auf die französischen Impressionisten großen Einfluß auf. Und so kommen in der wunderbaren Graphic-Novel auch einige von ihnen zu Wort. Hokusais Werke zu betrachten, sei so, „als würde man heimlich eine neue, unbekannte Welt betrachten“, legen die Autoren Pierre-Auguste Renoir in den Mund. Claude Monet bezeichnet sich in dem Band „als seinen Nachahmer“. Edgar Degas nennt den japanischen Künstler in der Graphic Novel „eine ganze Welt für sich“ und Vincent van Gogh räumt ein, alle seine Arbeiten nähmen „Bezug auf die japanische Kunst“. Der Zeichner Giuseppe Latanza erklärt am Ende des Bandes, „daß das Leben des Meisters Hokusai zu zeichnen meinen Zeichenstil verändert hat“.
Giuseppe Latanza/Francesco Matteuzzi - „Hokusai - Die Seele Japans entdecken“ © 2021 Midas Verlag Zürich, 126 Seiten, Hardcover, Fadenheftung - ISBN: 978-3-03876-172-3 19,90 € Weitere Informationen: https://midas.ch
Redaktion: Frank Becker
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