Sinnlose Materialschlachten und ultimative Zerstörungswut

„Fast & Furious 9“ von Justin Lin

von Renate Wagner

Fast & Furious 9
F9 - USA 2021

Regie: Justin Lin
Mit: Vin Diesel, Charlize Theron, John Cena,
Michelle Rodríguez, Helen Mirren u.a.
 
Wer hätte das vor 20 Jahren gedacht, als man 2001 erstmals „The Fast and the Furious“ losließ, damals nur eine hartgesottene Bande, die auf den Landstraßen in Amerikas staubigem Süden illegale Autorennen veranstaltete und im übrigen mit kriminellen Aktionen unterwegs war, infiltriert von einem Polizisten. Zwei Jahrzehnte später hat man Teil 9 dieser weltweit erfolgreichen Serie, und diese Autokracher waren nicht unterzukriegen, auch nicht, als der wichtige Hauptdarsteller Paul Walker starb, nicht, als sich ein anderer (der farbige Schauspieler / Wrestler Dwayne Johnson, viermal führend dabei) schmollend zurück zog.
 
Von Anfang an stand Vin Diesel als Dominic „Dom“ Toretto im Mittelpunkt, und so ist es geblieben, auch Michelle Rodríguez war als weiblicher Aufputz immer dabei (da setzte man schon früh auf Diversität – diesmal gibt es unter den „Guten“ auch den sehr asiatischen Sung Kang), und egal, wer sich sonst noch um den ewigen Helden „Dom“ schart, die Autos und die Stunts kreisen um dieses Zentrum.
Am Zeitgeist kommen sie natürlich auch nicht vorbei, Änderungen in der Strategie sind unvermeidlich, zumal zu Beginn dieses Jahrtausends, wo alles so rasant schnell passiert. Nur Fans werden sich erinnern, was in den einzelnen Teilen passiert ist, außerdem zählt es bestimmt zum unnötigen Wissen. Es reicht die Voraussetzung, daß Dom Toretto und seine Leute diesmal aus ihrem idyllischen Leben auf dem Land in ein großes, sozusagen weltumspannendes Abenteuer hinein gezogen werden. Die Action beinhaltet etwa, daß alle über ein explodierendes Minenfeld rasen und natürlich überleben, und für Stunts war man da ohnedies immer berühmt. Seit den James-Bond-Filmen setzt man auf verschiedene Schauplätze (gedreht wurde in Schottland, Thailand, Georgien), und mittlerweile geht es nicht mehr um illegale staubige Autorennen, sondern man muß die Welt retten, wozu sinnlose Materialschlachten und ultimative Zerstörungswut unabdingbar sind.
 
Das Drehbuch hat für Dom Toretto einen bösen Bruder gefunden (John Cena, nicht besonders ausdrucksstark), der in die Fänge einer Cyber-Terroristin geraten ist, für die sich Charlize Theron wieder hergegeben hat, wie schon in Teil 8 (man muß ja Rechnungen zahlen). Sie spielt das fiese Weib, das den Weltuntergang im Auge hat, wie aus dem Bilderbuch. Und seitdem Judi Dench in ein paar Bond-Filmen als „M“ dabei war, finden echte Schauspieler nichts dabei, in Kurzauftritten auch solche Filme (Trash-Kino, nicht wahr?) zu besuchen – Helen Mirren tut nicht viel mehr, als in Edinburgh zu zeigen, daß sie wie wild auf die Pedale treten kann.
Das furiose Action-Finale findet natürlich im Auto statt, Dwayne gegen Charlize, und dann – ja dann setzt man neuerdings mit Hochdruck auf Familie (die ganze „Black Widow“ hat man damit verdorben), also stehen sich schließlich auch die Brüder gegenüber, und am Ende haben alle einander lieb. Regisseur Justin Lin bedient alle Extreme, die der Film aufzubieten hat.
Weder Glaubwürdigkeit noch Intellekt sind die Voraussetzungen für diese Art von Filmen, würden am Ende sogar stören. In der US Presse fand sich der Ausdruck von der „Ridiculous glory“ der Serie, von einem „deliriously, triumphantly stupid Fast & Furious 9“. Vielleicht macht es gerade das. Nur nicht nachdenken, einfach Popcorn essen und zuschauen…
 
 
Renate Wagner