Klangabenteuer

Sophie Dunér & Gene Pritsker – „Songs Eclectic“

von Frank Becker

Klangabenteuer
oder
Die hohe Kunst des Scat
 
Sophie Dunér spielt mit Sound und Stimme
 
Sophie Dunér hat, wenn in Schweden die Corona-Situation zum Erstaunen Mitteleuropas auch anders gehandhabt worden ist, ebenfalls die Einschränkungen für Künstler erlebt. Sie hat die Zeit genutzt, ein neues Projekt zu konzipieren, den Gitarristen Gene Pritsker, den Komponisten Mark Konstabi und den Texter Erik T. Johnson dazu eingeladen und nun ihr über Download zu bekommendes Album „Songs Eclectic“ vorgestellt.
Das ist einen virtuose Klangreise auf Stimmbändern und Gitarrensaiten geworden, die einmal mehr Sophie Dunérs außergewöhnliche Qualitäten unterstreicht. „Robot in Love“ eröffnet maschinen-poetisch mit akustischen Höhenflügen und kraftvollen Kraftwerkanleihen, gefolgt von „Slippery Slope“ mit Overdubbing-Effekten unter vollem Volumen-Einsatz – aber das gilt für alle neun Stücke. Gene Pritsker wird auf seinen Gitarrensaiten zum akustischen Zwilling dieser unerhörten Simme – „Sophisticated Love“ steht als nur ein Beispiel dafür.
 
Schon über „The City of Dizzy“ hatte ich geschrieben: „Das ist durch und durch virtuos und auch ein bißchen bizarr, schön bizarr, um genau zu sein.“ Sophie Dunér setzt ihre progressive Linie konsequent fort und um, präsentiert hinreißenden Scat und nahezu unglaubliche Oktav-Wechsel, sie flüstert und zwitschert, röhrt, brüllt summt und swingt.
Nach dem eher zurückgenommenen „Funeral Blues“ treibt „Beating Pulse“ genau den wieder nach oben, während „Wake up World“ eher sophisticated auftritt. „Mardi Gras“ ist ein fröhlicher Aufmarsch, bei dem sich Gene Pritsker als Multiinstrumentalist zeigt und Sophie den ewigen Karneval des durch Katrina zerstörten New Orleans beschwört. Eins meiner Lieblingsstücke ist das vielfarbige virtuose „Dizcharmed“ (mit Pfiff). Das Album endet unter Bezug auf die von den USA ausgehenden Menschenrechtskampagne mit dem kraftvollen, sehr aktuellen Rap „What Matters“.
Der einzige Haken an der Sache ist, daß ich nahezu kein Wort der musikalisch bestechend umgesetzten Poesie verstehen kann. Da hätte man gerne Zugriff auf die Texte. Aber das macht die unerhörte Stimmartistik der schwedischen Sängerin in jedem Moment wett. Äußerst ausgefallen, aber bestechend. Von den Musenblättern empfohlen.


© Sophie Dunér

Sophie Dunér & Gene Pritsker – „Songs Eclectic“
© 2021 Sophie Dunér
Sophie Dunér (voice, comp. whistle) – Gene Pritsker (g, comp., and others) – Mark Konstabi (comp.) – Erik T. Johnson (poet)
Titel:
1. Robot In Love (Sophie Dunér) 03:17 - 2. Slippery Slope (Gene Pritsker & Erik T. Johnson)  03:30 - 3. Sophisticated Love (Sophie Dunér) 03:02 - 4. Funeral Blues (Gene Pritsker) 04:20 - 5. Beating Pulse (Sophie Dunér) 04:00 - 6. Wake up World (Mark Kostabi) 04:29 - 7. Mardi Gras, or Fat Tuesday (Gene Pritsker) 03:16 - 8. Dizcharmed (Sophie Dunér) 03:52 – 9. What Matters 03:47
Gesamtzeit: 33:52
 
Weitere Informationen: http://www.sophieduner.com