Aktuelles aus der Kultur NRW

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur NRW

Für die Musenblätter zusammengestellt

von Andreas Rehnolt





Jenny Erpenbeck erhält Heimito von Doderer-Literaturpreis


Köln/Berlin - Die in Berlin lebende Autorin Jenny Erpenbeck erhält den diesjährigen Heimito von Doderer-Literatur-Preis. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung wird nach Angaben der Stadt Köln am kommenden Samstag im Wallraf-Richartz-Museum der Domstadt überreicht. Die Jury lobte besonders das jüngste Werk der 1967 geborenen Autorin, den 2008 veröffentlichten Roman "Heimsuchung". Erpenbeck schreibt vor allem erzählende Prosa und Theaterstücke. 1999 erschien ihr Debüt "Geschichte vom alten Kind". Der Förderpreis geht an den bosnischen, in deutscher Sprache schreibenden Schriftsteller Sasa Stanisic, der die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung für seinen Roman "Wie der Soldat das Grammophon repariert" erhält.

Einen ebenfalls mit 5.000 Euro dotierten Sonderpreis für Biographie erhält Reiner Stach für sein Werk "Kafka. Die Jahre der Erkenntnis". Der Kölner Henner Löffler hat den Heimito von Doderer-Literaturpreis 1996 zur Erinnerung an einen der bedeutendsten Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts gestiftet. Er soll ein hervorragendes Einzel- oder Gesamtwerk aus dem deutschen Sprachraum ehren, das sich durch hohe Sprachsensibilität und -originalität in der Tradition des österreichischen Autors auszeichnet.


Köln zeigt ab 10. September Kunst aus Partnerstädten

Die erste "Polylog-Mittelmeer-Biennale" steht unter dem Leitmotiv "Die Sehnsucht nach der Schönheit"

Köln - An sechs Kunstorten wird Köln vom 10. September bis 6. Oktober Kunst aus den Partnerstädten präsentieren. Die erste "Polylog-Mittelmeer-Biennale" stehe unter dem Leitmotiv "Die Sehnsucht nach der Schönheit", so Kulturdezernent Georg Quander am Dienstag in der Domstadt. Im Zentrum steht nach seinen Angaben die Bildende Kunst, die sich in Ausstellungen, Performances und Konzerten präsentieren wird. Alle zwei Jahre treffen sich künftig Künstlerinnen und Künstler aus der freien Szene der sieben Kölner Partnerstädte im Mittelmeerraum zu einem mehrfachen Dialog - daher die Bezeichnung "Polylog", hieß es in der Vorankündigung weiter.

Im Mittelpunkt des künstlerischen Austauschs steht in diesem Jahr die Frage, wie auch im Zeitalter der Globalisierung in den verschiedenen Kulturregionen immer noch unterschiedlich tradierte Vorstellungen zur Schönheit im Alltag und in der Kunst eine kulturelle Vielfalt garantieren. Die 40 Künstlerinnen und Künstler kommen aus Barcelona, Bethlehem, Istanbul, Köln, Tel Aviv, Thessaloniki, Tunis und Turin sowie aus Sarajewo und Split, also auch aus Nachbarländern der Partnerstädte. Viele der gezeigten Werke werden in der Domstadt entstehen, hieß es weiter. Zur Vernissage der zentralen Ausstellung im Spanischen Bau des Rathauses am Abend des 10. September macht eine Performance deutlich, weshalb Köln mental am Mittelmeer liegt. Die Veranstaltungsreihe soll die Vernetzung zwischen den Künstlergruppen und -initiativen aus den Kölner Partnerstädten und anderen Regionen fördern.


Mülheim/Ruhr zeigt Arbeiten von Otto Herbert Hajek

Mülheim/Ruhr - Unter dem Titel "Raum - Farbe - Zeichen" präsentiert das Kunstmuseum Mülheim a.d. Ruhr vom kommenden Sonntag an Arbeiten des Künstlers Otto Herbert Hajek. Der Maler und Bildhauer gehörte nach Angaben des Museums mit seinen informellen Plastiken und seinen "Farbwegen" zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wie kein Künstler zuvor habe sich der 1927 geborene Hajek seit den 1970er Jahren der Gestaltung der Städte gewidmet, hieß es im Vorfeld der bis zum 30. November laufenden Schau. Mit seinen Stadtikonographien sei dem 2005 verstorbenen Künstler eine vollständig neue Formulierung und Dimension der plastischen Kunst im urbanen Raum gelungen, in den er Farbe brachte, so ein Sprecher des Museums.

Die Retrospektivausstellung zeigt die künstlerische Entwicklung Hajeks anhand von zahlreichen Skulpturen, Reliefs, Papierarbeiten und Modellen und vollzieht dabei eindrücklich nach, wie der Künstler allmählich den Raum eroberte. Seine Plastiken benannte der Künstler häufig mit Begriffen wie "Raumknoten", "Farbwege", "Stadtzeichen", "Denkzeichen" oder "Mahnmale". Die Schau entstand in Kooperation mit der Otto Herbert Hajek Kunststiftung, der Städtischen Galerie Karlsruhe, dem Städtischen Kunstmuseum Singen und dem Georg-Kolbe-Museum Berlin, so das Museum weiter.

Öffnungszeiten: Di/Mi/Fr: 11-17 Uhr, Do: 11-21 Uhr, Sa/So: 10-17 Uhr
Internet: www.kunstmuseum-mülheim.de


Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke

Volkskundler des Landschaftsverbandes Rheinlands untersuchten neuen Brauch

Köln - Den zumindest in Köln neuen Brauch, Vorhängeschlösser an die Hohenzollernbrücke der Domstadt zu hängen, haben Volkskundler des Landschaftsverbandes Rheinland jetzt untersucht. Nach Angaben des Volkskundlers Alois Döring vom Mittwoch handelt sich um einen Brauch von Verliebten. "Als Zeichen ihrer Liebe und der Hoffnung, daß ihre Liebe ewig dauern wird, hängen sie ein Schloß an den Zaun der Brücke, auf dem die Initialen des jungen Paares stehen", so Döring. Der Schlüssel werde danach kurzerhand in den Rhein geworfen. Bei dem Brauch handele es sich jedoch mitnichten um eine rheinische oder deutsche Tradition, betonte der Experte. Vielmehr scheint der Brauch vom Tiber an den Rhein gewandert zu sein.

Denn an der Milvischen Brücke in Rom hängen schon zahlreiche Schlösser. Dort hat laut Döring die Last der "Luccetti d´Amore", der Liebesschlösser, sogar schon eine Brückenlaterne zum Einsturz gebracht. Die Entstehung dieses Brauches ist noch weitgehend unerforscht. "Möglicherweise entstammt er einem Übergangsritual des italienischen Militärs", so die Volkskundlerin Dagmar Hänel. "Absolventen der Akademie San Giorgio in Florenz haben das Schloß ihrer Spinde an die Brückenlaternen des Ponte Vecchio gehängt." Und auch der italienische Erfolgsautor Frederico Moccia beschreibt in seinem bei italienischen Jugendlichen sehr populären Roman "Ho voglia de ti" ("Ich steh auf Dich"), wie seine Protagonisten ihr "Liebesschloß" anbringen. Auch die italienische Popmusik trägt zur Verbreitung dieses Brauchs bei, hieß es in der Mitteilung des Landschaftsverbandes weiter. Anschaulich wird er etwa im Video zu Tiziano Ferros Song "Ti scatteró una foto" gezeigt.


Rund vier Millionen Menschen zum Tag des offenen Denkmals erwartet

Bundesweit sind am 14. September über 7.000 Denkmäler beteiligt

Bonn - "Vergangenheit aufgedeckt - Archäologie und Bauforschung" lautet das Motto des diesjährigen Tags des offenen Denkmals, der bundesweit am 14. September stattfindet. Dazu erwartet die Deutsche Stiftung Denkmalschutz nach eigenen Angaben in Bonn insgesamt etwa vier Millionen geschichtsbegeisterter Besucher. In allen Bundesländern beteiligen sich nach Angaben der Stiftung über 7.000 Denkmäler an der Aktion, die in über 3.500 Städten und Gemeinden stattfindet. Alleine in NRW hätten sich bislang rund 870 Denkmäler in 200 Städten angemeldet. Auf dem Programm des Denkmaltags stehen neben fachkundigen Führungen auch Vorträge und Ausstellungen.

Aber auch Konzerte, Fahrradtouren - und sogar eine Joggingtour - werden angeboten, hieß es im Vorfeld der Veranstaltung weiter. In Bonn können Besucher an der römischen Gräberstraße in der Rheinaue den ganzen Tag lang römische Geschichte hautnah erleben. So führt ein "Haussklave" über die anläßlich der Bundesgartenschau im Jahre 1979 nachgebaute, aber mit ihren Säulen, Grabsteinen und Altären authentisch wirkende Gräberstraße. Ein "Legionär" präsentiert darüber hinaus seine 43 Kilogramm schwere Ausrüstung. Eine römische Mitmach-Modenschau für Familien sowie die Demonstration eines Reitersoldaten runden die Veranstaltung ab. Wer es weniger kriegerisch mag, kann in der Namen Jesu Kirche in der Innenstadt von Bonn an einer Führung teilnehmen oder klassischer Musik lauschen.

Das Museum der Badekultur in Zülpich zeigt als Hauptexponat die besterhaltene Thermenanlage ihrer Art nördlich der Alpen. Wissenschaftler und Studenten bieten stündlich Führungen an.
Nicht weit entfernt, in Bad Münstereifel-Iversheim, ist es in Europa erstmals gelungen, eine komplette Industrieanlage aus der römischen Zeit freizulegen - und für Besucher zugänglich zu machen. Unter anderem gibt es Führungen durch die römische Kalkbrennerei. Im sauerländischen Rüthen befindet sich ein Römerlager, dessen Grabungsergebnisse am Denkmaltag ebenfalls präsentiert werden. Wie archäologische Denkmäler vermessen werden können, demonstrieren die Experten mit einem Laser-Tachymeter.

Ein Stadtrundgang zu Düsseldorfer Befestigungsanlagen steht in der Landeshauptstadt auf der Agenda. Eine Stadtführerin führt entlang früherer Stadtmauerringe zur Kreuzherrenkirche, durch den Hofgarten, über die Königsallee bis zur Zitadelle. Im Besucherbergwerk Graf Wittekind im Dortmunder Stadtteil Hohensyburg gibt es bei Bedarf Untertageführungen in der historischen Steinkohlenzeche. In rheinischen Bedburg führt eine fachkundig begleitete Fahrradtour zu Wege- und Gedenkkreuzen. Im Anschluß an die Tour gibt es einen Informationsvortrag zu umfangreichen
Restaurationsmaßnahmen an einem Gedenkkreuz. Im bergischen Kürten-Spitze steht die erstmals
Ende des 17. Jahrhunderts erwähnte Jakobuskapelle im Mittelpunkt. Nach einer Einführung zur Themenwanderung "Jakobswege" wird die Umgebung in einer rund dreistündigen Wanderung erkundet, hieß es weiter.

Internet: www.tag-des-offenen-denkmals.de