Gesammeltes Geseires über die Kirchen-Kacke

Aus dem Tagebuch

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Gesammeltes Geseires
über die Kirchen-Kacke
 
Von Wolfgang Nitschke
 
8.2.22
„Herr Ober! Zahlen bitte! Wir möchten gerne ...“
„Ja, okay. Komme gleich.“
Mit Zahlen hab ich‘s ja nicht so. Aber über 2 Zahlen, die mir heute begegnet sind, möchte ich was los werden. Es sind nicht die Zahlen, an die man sich gewöhnt hat - Täter-Zahlen, Opfer-Zahlen u.dgl.
Also:

Keine neuen Corona-Zahlen. Nix Corona, ischwöre.
Und auch keine Arbeitslosen-, Alkoholiker- + Obdachlosenzahlen,
keine Querdenker, keine Spaziergänger,
keine Roten Listen, keine Aluhütchenträger
keine Datenhacker, Volksverhetzer, keine ausgestorbenen Tiere,
keine Rassistenmorde, keine Auto-Toten, keine Amokläufer
und keine Massen ertrunkener Afrika-Flüchtlinge mitten im ... Mittelmeer,
keine Steueroasen, keine Abgasbetrüger,
keine Höhle der Löwen, keine Heiratsschwindler,
keine Waffenhändler, keine Pleiten, Pech und Pannen,
keinen Shitstorm, keine Sturmflut und kein Blutiger Sonntag
keine Insolvenz, kein Börsenkrach und kein Schwarzer Freitag,
keine Kriege, keine Fakes und keine Faktenlügen,
keine Dunkelziffern, keine Grenzen und keine Zahlen über... Mißbrauchsopfer.

Was ich sagen wollte:
Die katholische Internet-Zeitung „katholisch.de“ war so nett und servierte der Welt diese normalerweise gerne verschwiegenen zwei Zahlen. Die erste Zahl:
„Als Entschädigung für die Säkularisierung vor 200 Jahren überweist der deutsche Staat der evangelischen und katholischen Kirche der­zeit jährlich 540 Millionen Euro. Das Geld kommt aus Steuermitteln, das heißt: Auch wer nicht Kirchenmitglied ist, beteiligt sich an der Finanzierung.“
540 Millionen.
Und die zweite Zahl:
„Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland zum Beispiel sind in etwa 20 Milliarden Euro an die beiden Kirchen geflossen.“
20 Milliarden.
...
„Herr Ober! Zahlen bitte! Wir möchten gerne ...“
„Ja, okay. Komme gleich.“
 
11.2.22
„Am Aschermittwoch ist alles vorbei ...
„Knapp 3 Wochen vor dem Ende der 'geistlichen Auszeit' von Kar­dinal Rainer Woelki verdichten sich die Hinweise, daß am Ascher­mittwoch die Rückkehr des Kölner Erzbischofs uswusf...“ blümelt sich unser guter Joachim Frank, staatl. anerkannter Gottesgelehrter und mastermind vom Kölner Kirchen,äh, Stadtanzei­ger, irgendwas über irgend­wel­che Hinweise zusammen, die sich spätestens drei Sekunden nach Aschermittwoch in Schall & Weihrauch von vorges­tern auflösen werden. Völlig wurscht.
Nur zu dieser oftgehörten 'geistlichen Auszeit' hätt ich doch noch ne kleine Nachfrage. Was zum hl. Kuckuck ist das, 'geistliche Auszeit?' Und wenn der Woelki zurückkommt, aus seiner 'geistlichen Auszeit', wo war der denn dann eigentlich vorher die ganze Zeit?
 
12.2.22
Ich sag ma: Me too
Oh, meine Damen und Herren, ich muß mich entschuldigen. Auch ich habe mich vertan. Ich, ja, ich gebe zu, ich habe gefehlt. Ja, ich habe mich in der Tat vertan. Ich war zwar nicht der einzige, andere haben genauso gedacht und getan. Trotzdem, ich war ein Täter, ich trage allein die Schuld und die Verantwortung für mein Tun, unab­hängig von all den anderen, und ich muß und will mich dafür hier und heute von ganzem Herzen entschuldigen. Ich empfinde eine tiefe Scham. Deshalb an dieser Stelle schon mal: Mea culpa!
Doch, um Himmels Willen, werden Sie wohl fragen, worum ging‘s denn da? War es denn wirklich so schlimm?
Ja. Nun, es war so: Ich lag mit einer meiner etwas voreiligen dra­matischen Prognosen einfach ein stückweit ziemlich daneben. (Dabei war ich doch so felsenfest davon überzeugt, daß es genau so kommen würde.) Egal, jedenfalls war es falsch, und habe dadurch einem Menschen schwer Unrecht getan.
Den Menschen, um den es hier geht, hatte ich monatelang mit den übelsten Beleidigungen, mit den härtesten Verbalinjurien, welche mir geradeso einfielen, traktiert und bedacht. Z.B. „ausgewiesener Fachmann in Sachen primitivster Stinkstiefelei“ war da noch ver­gleichs­weise harmlos. (Ich möchte jetzt nicht den ganzen Katalog hier extra lang & breit wiederholen. Sie können sich den ja via Suchprogramm locker selber zusammenstellen.)
Diese „führende egomane Knallchargenvisage der parlamentari­schen Bundesliga“ - und das war mein Fehler, das war die falsche Prognose - würden wir im Falle einer Regierung, in der dieser Knilch Finanzminister oder irgendwat anderes werden würde, dann jeden Tag, Tag für Tag ertragen müssen. Über Jahre. Es wäre für einen sensiblen Mitmenschen wie mich, der sehr wohl weiß, wie Elend geht, eine Zumutung, die zum Himmel schreit.
Aber:
Komischerweise ist‘s nicht so gekommen. Ab und zu sieht man den Typen kurz in der Tagesschau. Das is auch schon alles. Und für diese gravierende Fehleinschätzung, für diese falsche Prognose will ich mich heute allerherzlichst entschuldigen. Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa.
 
18.2.22
Und da verließen sie ihn
Und der Kölner Kirchenanzeiger vorne weg:
„Sondersitzung des Erzbischöflichen Rats –
Zweifel an Möglichkeit einer geordneten Amtsführung
Engste Berater gegen Woelkis Rückkehr“
Yo! Es wird, wie man so schön sagt, eng für unsern Bruder.
Sehr eng.

p.s.:
Es wäre natürlich ein besonders rühmliches Zeichen und obendrein ein Segen für die Menschheit, wenn all die Brüder, die wie Marx & Co ähnlichen Dreck an ihrem Stecken haben, sich nun hinter dem Rainer Maria versammelten (siehe auch Solidarität und so) und zu­sam­men sich sodann in die selige Versenkung verpieselten bis zum Tag des hl. St. Nimmerlein. Was die feinen Herrschaften danach anstellten, gönge uns dann auch weiter nichts mehr an. Das wäre dann wiederum Sache ihres lieben Gotts.
 
19.2.22
„Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang“
(Element of Crime)
So wie‘s aussieht, hat heute der letzte Akt begonnen.
Wenn Bruder Rainer Maria Woelki am 2. März, am Aschermittwoch, nach 5 Monate langer Privataudienz beim lieben Gott wieder „zu Hause“ ein­kehrt, wird in Woelkis Kuckucksheim wohl eine große, tiefe Stille sein. Von allen Geistern ver­lassen und therapieresistent umnachtet wie eh und je, wird er mit Sicherheit auch diese Stille missverste­hen und „denken“, religiöser Phi­losuff, der er ist, er könnte auf den taub­stummen Nerven seiner Lämmer weiter so erzbistümlich selbst­vergöttert rum­orgeln wie immer.
Mit seiner bei Forsa in Auftrag gegebenen Repräsentativ-Umfrage hat jedoch der ‚Kölner Kirchen-Anzünder, oh, äh, Stadt-Anzeiger‘ während Woelkis „geistlicher ... Auszeit“ erfolgreich zur letzten Schlacht geblasen, zum finalen Katholiken-Halali. Die 93 Prozent im Erzbistum Köln aber, die ihn laut Umfrage nicht mehr sehen, hören, fühlen, schmecken, riechen oder sonstwat können oder wollen, haben seine Exzellenz in den Jahrzehnten vorher nicht die Bohne interessiert - und werden es auch künftig nicht tun.
Das einzige, was er, Bruder Rainer Maria Woelki, noch tun kann, ist:
Er kann einem leid tun. Und er sollte schleunigst seinen Namen än­dern. Denn mit Woelki kriegt der in diesem Leben nirgendwo mehr noch ein Bein auf den Boden. Gut, eventuell noch beim Fränzchen, im Vatikänschen, wo sich die andern lustigen Gesellen alle schon bereits bei der hl. Wand­lung, der Wandlung von Wein in gute Laune fröhlich bis ungläubig die Kante geben.
Amen.