Foto © Anna Schwartz Der Westen muß handeln   Wladimir Putin Grenzen setzen   Von Lothar Leuschen   Die Würfel sind gefallen. Jetzt muß die NATO zeigen, daß sie ein Verteidigungsbündnis ist – und viele ihrer Mitgliedsstaaten - vor allem Deutschland – müssen ihr Verhältnis zum eigenen Militär überdenken.   Russlands Präsident Wladmir Putin hat dem Westen den Fehdehandschuh hingeworfen. Die Anerkennung der beiden Zwergrepubliken Donezk und Luhansk auf ukrainischem Boden durch Russland beendet vermutlich alle Deeskalatationsfantasien. Nun beginnt das Dip1omateendspiel. Stufe 1 sind weitere Sanktionen. Daß Cem Özdemir der erste amtierende Minister ist, der das Ende der Gasleitung North Stream 2 fordert, ist dabei beinahe nur eine Randnotiz wert. Aber es läßt aufhorchen, daß es diese entschiedene Positionierung nun an den Kabinettstisch von Olaf Scholz geschafft hat. Der Bundeskanzler trat in dieser Angelegenheit bisher nicht ganz klar auf. Nun muß er. Und der Kanzler liefert. Das Genehmigungsverfahren für die Gasleitung ist „bis auf Weiteres“ gestoppt. Das ist richtig. Denn es gehört zum diplomatischen Gebaren, dass Drohungen dann besonders ernst zu nehmen sind, wenn sie von einer Regierung geschlossen und entschlossen vorgetragen werden. Auch, wenn es die eigene Bevölkerung schmerzen könnte. Aber ob das jetzt noch hilft, Russland zu bändigen'?   Putin ist Kummer gewöhnt. Seit Jahr und Tag überziehen die USA und die EU den Kreml und dessen Getreue mit Sanktionen. Im- und Exportbeschränkungen wollen den russischen Bären zurück in sein Gehege zwingen. Bewirkt haben all diese Verbote, und Behinderungen bisher offenkundig gar nichts. Vielmehr liegt die Vermutung nahe, daß die Konten russischer Geschäftsleute, die nun vom Westen eingefroren werden sollen längst geräumt sind. Die reichen Russen sind schließlich auch nicht von gestern. Und Gas kann Russland auch nach China verkaufen, wenn Deutschland keines mehr will.   So irrsinnig das unmittelbar nach einem Jahrhundert mit zwei Weltkriegen und Millionen von Toten auch klingen mag: Der Westen muss Wladimir Putin Grenzen setzen. Jetzt muß die Nato zeigen, daß sie ein Verteidigungsbündnis ist, und viele ihrer Mitgliedsstaaten - vor allem Deutschland - müssen ihr Verhältnis zum eigenen Militär überdenken damit es in Europa nicht wieder zum Krieg kommt.     Der Kommentar erschien am 23. Februar 2022 in der Westdeutschen Zeitung. Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.