Philosophisches Osterei

von Detlef Färber

Detlef Färber - Foto © Silvio Kison
Philosophisches Osterei
 
Liebe Eltern, was macht ihr da? Wegen ein paar Ostereiern  schickt ihr eure Kinder ins Dickicht: In die Büsche zum  Suchen. Und zum Finden. Aber was kinderleicht klingt, ist  hochkompliziert: Eine Sache, um die sich ganze Labyrinthe  von Gedanken ranken. Selbst die findigsten Leute verlaufen  sich dabei. Oder verrennen sich. Sucht, so werdet ihr finden!  heißt es zwar ~ aber was heißt das schon, wenn es von vorn-  herein am besten ist, gar nichts zu finden: Keine Krankheit  bitte - beim Untersuchen! Und kein Verbrechen beim Durchsuchen! Ein Glücksfall und ein Glücksfund ist es dann, nur  eine Kleinigkeit zu finden: Nur einen Schnupfen oder eine  Schlamperei. Denn Finden kann wehtun - nicht nur dem, der  die Nadel im Heuhaufen findet.       

Bleibt also schon mal eins festzuhalten: Suchen ist seliger als Finden. Und lustiger außerdem. Das könnte glatt von  Casanova stammen. Hat er sicher auch mal gesagt - aber keine  Zeit gehabt, es aufzuschreiben. Klar. Der Mann hatte Besseres  zu tun: Suchen braucht ja auch Zeit. Und viel, viel Liebe! Und  manchmal sogar Geduld. Verstecken auch. Aber Vorsicht: Ein  Burgfräulein, das sich richtig gut versteckt, weiß nie, wie weit  Casanovas Puste beim Suchen reicht. Und wie ist das beim Osternest? Liebe Eltern, da wartet  das Paradoxe endlich auch auf euch. Und mittendrin das philosophische Osterei. Wenn euer Kind sein Nest gefunden hat,  dann freut es sich. Klar. Es beißt vielleicht auch gleich dem  Schokohasen den Kopf ab. Aber dann? Kriegt ihr eine Frage gestellt, für die auf einmal kein Osterhase mehr zuständig ist. Sie lautet: „Kannst du's nochmal  verstecken?“ 
 
 
© Detlef Färber