Philosophisches Osterei
Liebe Eltern, was macht ihr da? Wegen ein paar Ostereiern schickt ihr eure Kinder ins Dickicht: In die Büsche zum Suchen. Und zum Finden. Aber was kinderleicht klingt, ist hochkompliziert: Eine Sache, um die sich ganze Labyrinthe von Gedanken ranken. Selbst die findigsten Leute verlaufen sich dabei. Oder verrennen sich. Sucht, so werdet ihr finden! heißt es zwar ~ aber was heißt das schon, wenn es von vorn- herein am besten ist, gar nichts zu finden: Keine Krankheit bitte - beim Untersuchen! Und kein Verbrechen beim Durchsuchen! Ein Glücksfall und ein Glücksfund ist es dann, nur eine Kleinigkeit zu finden: Nur einen Schnupfen oder eine Schlamperei. Denn Finden kann wehtun - nicht nur dem, der die Nadel im Heuhaufen findet.
Bleibt also schon mal eins festzuhalten: Suchen ist seliger als Finden. Und lustiger außerdem. Das könnte glatt von Casanova stammen. Hat er sicher auch mal gesagt - aber keine Zeit gehabt, es aufzuschreiben. Klar. Der Mann hatte Besseres zu tun: Suchen braucht ja auch Zeit. Und viel, viel Liebe! Und manchmal sogar Geduld. Verstecken auch. Aber Vorsicht: Ein Burgfräulein, das sich richtig gut versteckt, weiß nie, wie weit Casanovas Puste beim Suchen reicht. Und wie ist das beim Osternest? Liebe Eltern, da wartet das Paradoxe endlich auch auf euch. Und mittendrin das philosophische Osterei. Wenn euer Kind sein Nest gefunden hat, dann freut es sich. Klar. Es beißt vielleicht auch gleich dem Schokohasen den Kopf ab. Aber dann? Kriegt ihr eine Frage gestellt, für die auf einmal kein Osterhase mehr zuständig ist. Sie lautet: „Kannst du's nochmal verstecken?“
© Detlef Färber
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