Robert Wolfgang Schnell
als TV Star
Geboren ist er am 8. März 1916 in Barmen, als die Stadt an der Wupper noch unabhängig war. Mit „Erziehung durch Dienstmädchen“ hat Robert Wolfgang Schnell 1968 den wohl schönsten und bedeutendsten Wuppertalroman verfaßt, der von den räterevolutionären Ereignissen in Elberfeld 1918/19 erzählt. Heute ist Schnell nahezu vergessen sowohl in Wuppertal als auch in Berlin, wo er seit 1947 bis zu seinem Tod 1986 gelebt hat und eine schillernde Figur der Künstlerboheme war.
Nun aber erinnert Berlin an ihn. Nicht an den Verfasser von Romanen und unzähligen Erzählungen, nicht als Maler und Zeichner, also nicht an Schnell als Malerpoeten, sondern an seine Fernseh- und Filmarbeiten. Das Zeughauskino widmet ihm eine von dem Filmhistorker Jan Gympel kuratierte kleine Retrospektive.
Zwischen 1962 und 1981 hat Schnell an unzähligen Film- und TV Produktionen mitgewirkt, als Drehbuchautor, Regisseur und Darsteller. Begonnen hatte es mit einem Dokumentarfilm über „Algerische Partisanen“, dann kam es zu einer Verfilmung des Romans „Memorial“ des aus Velbert stammenden Günther Weisenborn. In der Filmkomödie „Der trojanische Sessel“ von 1971 spielte Schnell nach seinem eigenen Drehbuch den Bewohner eines Altenheims, der als ein Casanova die weiblichen Bewohner bezirzt.
Seinem ureigenen anarchischen Geist entsprechend schrieb er ein Jahr später das Drehbuch zu einem Film über den französischen Anarchisten Ravachol. 1974 kam es zum TV- Durchbruch für Schnell. Er erfand sodann für das ZDF die Figur des Hundessteuerbeamten Joseph Völz. Den spielte er gleich selbst in „Ein fröhliches Dasein“ unter der Regie von Wolfgang Staudte mit Lotti Krekel als dessen Tochter Grete, sowie Dirk Dautzenberg als dem Freund Schickedanz. Die Einschaltquote lag bei fast 50 Prozent. Schnell stellte einen deutschen Spießer wie er leibt und lebt - auch in ihm selbst - dar, der stets Konflikte mit seiner Tochter austrägt, die eine fatale Beziehung nach der anderen durchlebt. Drei weitere Folgen mit den Titeln „Um zwei Erfahrungen reicher“, „Der lange Weg der Freiheit“ und „Rosenmontag ist kein Feiertag“ machten Schnell zu einer populären
TV Figur, zu einem kauzigen, stets nörgelndem „Serienheld“. Am Ende der Folgen setzte sich Schnell ans Klavier und sang mit Dautzenberg das banale Couplet: „Der Hund der sagt wauwau, die Katze sagt miaumiau und was sage deine Frau?“.
In der Serie „Achtung Zoll“ spielte Schnell dann einen Zollobersekretär, in „MS Franziska“ einen Hafenpastor. 1981 kommt es zu einer letzten Serie mit 13 Folgen, für die er das Drehbuch schreibt: „Rom ist in der kleinsten Hütte“. Dann ist für ihn Schluß mit dem Fernsehen. Es habe ihn irgendwann gelangweilt, das Fernsehen, hat er mal gemeint.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1986 verfaßt er noch einige Erzählungen und er zeichnete und malte, doch das heitere Leben von Freiheit und Gleichheit, so der Titel eines seiner vielen Bücher, fiel ihm immer schwerer. Das Herz.
In Berlin erinnert eine Tafel an dem Haus seiner letzten Wohnung an Robert Wolfgang Schnell, eine legendäre Erscheinung ist er gewesen und ein Künstler fast aller Genres.
Das Zeughaus Kino im Deutschen Historischen Museum Berlin zeigt in den Monaten April bis Juni und im September mehrere Folgen der Serie mit Schnell als Hundesteuerinspektor.
Weitere Informationen: www.dhm.de/zeughauskino/
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