Akt, Porträt und Landschaft

„Der Fotograf Gerhard Vetter - 1918-1971“ (Hrsg. von Rainer Vetter)

von Frank Becker

Akt, Porträt und Landschaft
 
Erinnerungen an den Meisterfotografen Gerhard Vetter
 
Körperliche Schönheit läßt sich nur unvollkommen
beschreiben - man muß sie erschauen.
Gerhard Vetter
 
Gerhard Vetter (1918-1971) gehörte zu Elite der anerkannten Fotografen der DDR, die sich durch Ausstellungen von Akt-, Landschafts- und Porträt-Fotografie sowie durch vielfältige Buchveröffentlichungen bleibend einen Namen gemacht haben.
Er gehörte zu den wenigen, denen es trotz Mauer und Stacheldraht möglich gemacht wurde, das Land zu verlassen und Impressionen aus sonst für DDR-Bürger unerreichbaren Ländern mitzubringen. Als Reisereporter für den Rostocker Hinstorff-Verlag konnte er auf Schiffen der DDR-Handelsmarine Bildberichte aus Brasilien, Indien und Burma liefern – ein mitreisender Journalist schrieb jeweils die Texte dazu. 1960 bereits besuchte er Brasilien, das Buch „Brasilienfahrt“ (VEB Hinstorff, 1963, Texte: Herbert Nachbar) legte ein gelungenes Zeitzeugnis über die Lebensbedingungen in dem südamerikanischen Staat ab. Nach Burma ging es bereits 1961, ein Jahr später, im Jahr des Mauerbaus, Ergebnis war das Buch „Landgang in Madras und Rangun - Impressionen aus Indien und Burma“ VEB F. A. Brockhaus Verlag, 1965, Texte:Martin Müller). Spätere Projekte konnten nicht mehr realisiert werden.
 
Schon 1961 hatte Gerhard Vetter mit dem sehenswerten Bändchen „Hiddensee“ (Text: Käthe Miethe, VEB Hinstorff) die glückliche Ostseeinsel vor Rügen und ihre Bewohner portraitiert, 1963 das Künstlerdorf Ahrenshoop mit Texten von Hermann Glander und Erich Venzmer (Petermänken, 1963). Vetter erwies sich schon früh als ein Meister (apropos: nach seiner Foto-Fachausbildung hatte er den Meisterbrief) des Porträts und der Landschaftsstudie.
Mit dem Bildband „Studien am Strand“ im VEB Fotokino Verlag Leipzig machte er 1968 nachhaltig auch auf seine ästhetische Aktfotografie aufmerksam – das Buch erlebte drei Erfolgsauflagen und ist heute noch so sehenswert wie damals. Die schwarz/weißen eleganten Aktaufnahmen vor Küste, Meer und karger Natur darin korrespondieren im gekonnten Wechsel und Zusammenspiel mit Naturaufnahmen und Stimmungsbildern. In den Musenblättern ist im vergangenen Jahr eine → Serie daraus zu sehen gewesen und noch zu sehen.
 

© Gerhard Vetter / Rainer Ralf Vetter

Gerhard Vetters Sohn Rainer Vetter hat vor knapp zwei Jahren für die Musenblätter eine erste kurze, reich bebilderte Biographie seins Vaters geschrieben, die → hier am 30. September 2020 erschienen und natürlich noch zu lesen ist. Nun hat Rainer Vetter für den mitteldeutschen verlag eine Retrospektive des Werks seines Vaters zusammengestellt, die in ausgewogenen Kapiteln einen Querschnitt seines Schaffens in der Schwarz/Weiß-Fotografie präsentiert: Aktfotografie, Reise, Landschaft und Porträt. Die Werkschau, abgeschlossen durch ein ebenso anekdotenreich unterhaltsames wie informatives biografisches Essay, präsentiert in exzellenter Druckqualität einen gelungenen Ausschnitt aus dem Gesamtwerk dieses unvergessenen Fotografen. Ein wahrhaft Bild-schönes Buch. Eine Empfehlung der Musenblätter.
 
„Der Fotograf Gerhard Vetter - 1918-1971
Eine Retrospektive herausgegeben von Rainer Vetter (Bildband)
© 2022 mitteldeutscher verlag, 160 Seiten, gebunden, 22 × 27 cm, s/w-Abbildungen
ISBN 978-3-96311-601-8
28,- €

Weitere Informationen: www.mitteldeutscherverlag.de