Die gefährlichen Straßen von Paderborn

von Erwin Grosche

Erwin Grosche - Foto © Frank Becker
Die gefährlichen Straßen von Paderborn
 
Der Paderborner gilt nicht als guter Autofahrer. Er ist verträumt und schweift oft ab. Viele glauben, er kann gut schwimmen und sammelt Briefmarken. Es ist kein Wunder, daß die Paderborner Straßen als gefährliche Pflaster eingeschätzt werden. Wenn wir alle zu Hause bleiben würden, gäbe es nicht so viele Verkehrsopfer zu beklagen. „Fuß vom Gas. Handy weg am Steuer. Kein Alkohol und Drogen im Straßenverkehr.“ Diese drei Forderungen stellt Landrat Christoph Rüther an die Verkehrsteilnehmer im Kreis Paderborn. Alles was Spaß macht, scheint nicht mit dem Autofahren vereinbar zu sein. Ich sage immer: „Rechts vor links klappt am besten, wenn von rechts kein Auto kommt.“ Warum muß man eigentlich immer schnell fahren? Mit einem Maserati durch eine Spielstraße zu schleichen kann eine unglaubliche Erfahrung sein. Ohne Staus kämen wir gar nicht mehr zur Ruhe. Was macht eigentlich Glasmaler Peters, wenn er mit seinen fragilen Glasskulpturen die Warburger Straße hinuntersaust und dann bei der Sparkasse diese Erhöhung überwinden muß, wenn man in den Hilligenbusch will? Holter di Polter.

     Als die gefährlichste Straße der Welt gilt die Yungas Road in Bolivien. Sie wird von den Einheimischen auch Camino de la Muerte, also Todesstraße genannt. Natürlich werden da Erinnerungen an die ehemalige Dörenhagener Todeskreuzung wach, die aber inzwischen in Punkto Gefährlichkeit von der Südringkreuzung an der Husener Straße abgelöst wurde. Wer hier von der Husener Straße kommt um nach links auf den Südring abzubiegen, fährt gerne nach Gefühl und könnte auch dabei die Augen schließen. Alles andere ist Glückssache. Die Paderborner B 64 gilt, nach der Camino de la Muerte, als zweitgefährlichste Straße der Welt. Auf ihr geschehen die meisten Unfälle mit den meisten Schwerverletzten und den meisten getöteten Unfallopfern. Auf den Plätzen drei und vier der so genannten „Worst Roads“ (gefährliche Straßen), stehen die B1 und die L756. Auf Platz fünf würde ich, aus persönlichen Gründen, die „Auf der Töterlöh“ setzen.

     Ich war jetzt mal live dabei, als zwei Autos auf der Detmolder Straße aufeinander fuhren. Die Fahrer stiegen benommen aus den Karosserien und der eine sagte: „Sie haben Glück, ich bin Arzt.“ Und der andere erwiderte: „Sie haben Pech, ich bin Anwalt.“ In Deutschland ist das Autofahren eigentlich verboten, deshalb benötigt man eine Fahrerlaubnis. Wenn alle, die die Verkehrsordnungen nicht beachten, ihre Erlaubnis verlieren würden, wären unsere Straßen leer und sicher. Jetzt wird bald ein überall einsetzbarer Blitzer, der Dana genannt wird, an Paderborns Rennstrecken zu finden sein. Ein humorloser, häßlicher, viereckiger Klotz der Firma Jenoptik soll dafür sorgen, daß die Neuhäuser Straße entschleunigt wird. Ist es eigentlich in Ordnung, wenn ein bestrafender Blitzer einen Frauennamen trägt? Wäre es nicht eine schöne Ehrung an unseren scheidenden Ordnungsamtsleiters, wenn wir ihn „Udo“ nennen würden? So könnte Udo weiterhin für Ordnung sorgen und wir könnten ihm auf diese Weise nochmal „Danke“ sagen.
 

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