Grenzen einreißen

Emiliano Sampaio Jazz Symphonic Orchestra: „We Have A Dream“

von Frank Becker

Grenzen einreißen
 
Emiliano Sampaio verschmilzt Jazz und sinfonische Klassik
 
Wie ein milder Sonnenaufgang hebt sich der Opener New Old Paths aus dem Nebel, tankt Kraft aus dem Klangkörper des Orchesters und erhebt sich zu einem mitreißenden Tongemälde. Emiliano Sapaio hat acht epische Stücke und drei Intermezzi geschrieben und mit dem Jazz Symphonic Orchestra unter seiner Leitung, doch mit allen Freiheiten für Veränderungen durch die beteiligten Musiker zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefügt. Auf ein kurzes Cello-Zwischenspiel (Touching) folgt das beglückende Between Dances als Reverenz an die erwachende Natur, ihre Kraft und ihr vielfältiges Leben, ein kraftvolles Klangbad sondergleichen. Wie ein drohendes Präludium kündigt War das zwischen Krieg und Frieden, Naturgewalt und Hoffnung taumelnde Dry Soil an, das unter dem deutlichen Einfluß von Strawinskys Le sacre du printemps steht, ja einige von dessen Elementen benutzt.
 
Lebendig, quirlig, temporeich setzt Popping, Chopping and More den bunten sinfonischen Jazz-Reigen fort, gefolgt von (Alp)Traumlandschaften in Dream Scapes und einem Schuß  Orientalismus in Revolution, das mit freien Elemnten, Witz und Kakophonien spielt.
Kann man die Farbe Schwarz hören? Black hat Sampaio das vorletzte Stück genannt, das sich inhaltlich an Revolution anschließt. Eine Klammer mit New Old Paths bildet das Schlußstück Old New Paths, das u.a. mit einem grandiosen Schlagzeug-Solo in bester Tradition des sinfonischen Jazz steht.
 
Emiliano Sampaio will die „unsichtbare Mauer“ zwischen Klassischen – und Jazzmusikern auflösen: „Seit meiner Teenagerzeit war ich von Big Bands und Orchestern fasziniert. Jetzt, mit siebenunddreißig Jahren und nachdem ich fünfzehn Alben als Bandleader veröffentlicht habe, lebe ich endlich meinen Traum, Musik für mein eigenes Jazz Symphonic Orchestra zu schreiben.“ Es ist ihm mit diesem live aufgezeichneten hervorragenden Konzeptalbum gelungen. Ab 9.9. ist „We Have A Dream“ im Handel zu bekommen.
 
Emiliano Sampaio Jazz Symphonic Orchestra: „We Have A Dream“
© 2022 alessa records ALR 1105  (CD)
Jazz Symphonic Orchestra – Emiliano Sampaio (comp, lead)
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Heinrich von Kalnein (fl, afl, as) - Jaka Arh (ts,cl) - Milosh Milojevic (cl, bcl) - Stas Zhukovskyy (oboe, duduk) - Gerald Preinfalk (bs, bcl) - Marc Osterer, Jakob Helling (tp) - Karl-Heinz Tappler (french horn) - Ádám Ladányi (tb) - Johannes Oppel (btb) - Sandra Macher (harp) - Šimun Matišić, Florian Pöttler (perc) - Michael Lagger (p) - Ivar Krizic (b) - Luis Oliveira (dr)
Streicher: Andreas Semlitch, Mikołaj Kostka, Kristina Wasik, Cozy Friedel, Daniel Allison, Anna Tropper, Albin Krieger, Pantea Moshfegh (vl) - Gregor Fussenegger, Jakob Suchentrunk, Álvaro Larre, Andreas Trenkwalder (vla) - Sigrid Narowetz, Kristijan Krajnčan, Katja Finsel, Urban Megusar, Eduardo Antiao (cello)
 
Titel:
1. New Old Paths – 2. Touching – 3. Between Dances – 4. War – 5. Dry Soil – 6. Always Go Back (to the Blues) – 7. Popping, Chopping and More – 8. Dreamscapes – 9. Revolution – 10. Black – 11. Old New Paths
Gesamtzeit:  1:12:41
 
Weitere Informationen: http://www.alessarecords.at/jazz-art