Mit Kontrast und Romantik

Julian & Roman Wasserfuhr – „Mosaic“

von Frank Becker

Cover: Tomás Saraceno
Mit Kontrast und Romantik
 
„Mosaic“ – Eine runde Sache
 
Der Opener Aki Puh, zu dem die Brüder Roman und Julian Wasserfuhr u.a. den wunderbaren Tony Lakatos mit seinem Tenor-Saxophon eingeladen haben ist vom ersten Akkord an als ein „echter Wasserfuhr“ zu erkennen, eingängig, unbeschwert, harmonisch. Mit Dakira setzt sich das erfreuliche Wiedererkennen auf der Basis des Bewährten fort, man ist schnell mittendrin und spitzt die Ohren, wenn in Foreward Vitaliy Zolotov mit Rock-würdigen Solo-Einlagen einsteigt und Julian Wasserfuhr mit raffiniertem Überblasen einen progressiven Sound schafft. Das neue Album von Julian & Roman Wasserfuhr „Mosaic“ ist als Sammlung unterschiedlicher Stimmungen und Stile gedacht. Sie haben sich dabei der Mitwirkung zum Teil auf anderen gemeinsamen Alben bereits bewährter nationaler und internationaler Kapazitäten versichert – ich nenne nur noch einmal Altmeister Tony Lakatos und Vitaliy Zolotov, dazu Markus Schieferdecker, Tim Lefebvre, Martin Scales, Paul Heller und Jörg Brinkmann.
 
Eines der früheren Alben der Hückeswagener Jazz-Brüder hieß „Upgraded in Gothenburg“. Dieses Upgrade haben sie eloquent weiter betrieben. Der aktuelle Beleg dafür ist das farbenreiche „Mosaic“, das elegisch mit Hymnus Varus und traumschön romantisch im Trio mit Martin Scales in Ladybirds fortsetzt. Einen brüchigen Kontrast setzt Never Hold Back mit dem Rapper Harry Mack – nicht mein Fall, aber ein bunter Mosaikstein dieses hervorragenden Albums. Zu einer sensiblen Perle gestaltet ein Quartett aus den Wasserfuhrs, dem Bassisten Tim Lefebvre und dem Drummer Keith Carlock Kurt Cobains 1992er Smells Like Teen Spirit von der Nirvana-LP „Nevermind“. Piekfein umgesetzt.
Ein Träumchen auch Rêveries mit einer Eröffnungssequenz von Jörg Brinkmanns Cello und viel Saitenspiel: Axel Lindner tritt mit Viola und Violine hinzu und Roman Wasserfuhr greift nicht nur zum Kontrabaß sondern auch ganz zurückhaltend zu den Sticks. Wo man schon dachte, mit Rêveries das schönste Stück entdeckt zu haben, setzen Roman und Julian mit Brinkmanns Cello noch Reset drauf – pure Poesie.
 
Für den Schlußtitel Target II haben die Wasserfuhrs einen weiteren Star am Tenorsaxophon gewinnen können – Paul Heller. Er gibt im Dialog mit Julian vor Keith Carlocks treibendem Schlagzeug dem Stück Biß und Drive, der Pfeil trifft ins Ziel. Sehr zu empfehlen.
 
Meine Anspieltips: Aki Puh – Ladybirds – Rêveries Reset
 
Julian & Roman Wasserfuhr – „Mosaic“
© 2022 The ACT Company (CD)
Julian Wasserfuhr (trumpet) - Roman Wasserfuhr (piano & keys)
+
Tony Lakatos, Paul Heller (tenor sax) - Tim Lefebvre, Markus Schieferdecker (bass) - Keith Carlock, Oliver Rehmalm, Sebastiaan Cornelissen (drums) - Harry Mack (vocals) - Martin Scales, Vitaliy Zolotov (guitar) - Jörg Brinkmann (cello) - Axel Lindner (violin & viola)
 
Die Stücke wurden von Julian & Roman Wasserfuhr geschrieben und arrangiert, außer Smells Like Teen Spirit das von Kurt Cobain, David Grohl & Krist Novoselic ist, Rêveries hat Malte Schiller arrangiert.
Lyrics für Never Hold Back wurden von Harry Hamilton McKenzie geschrieben.
 
Titel:
01 Aki Puh 03:58 - 02 Dakira 03:30 - 03 Forward 04:51 - 04 Hank 05:02 - 05 Hymnus Varus 06:48 - 06 Ladybirds 02:40 - 07 Never Hold Back 03:26 - 08 Smells Like Teen Spirit 06:03 -
09 Rêveries 04:21 - 10 Reset 03:23 - 11 Target II 06:05
Gesamtzeit: 50:09
 
Weitere Informationen: www.actmusic.com