The KingĀ“s Speech

Im Programm des TalTonTheaters Wuppertal

Red.

Foto v.l.: n.n., David Meister, Maurice Kaeber - Foto © TalTonTheater

The King´s Speech

Von David Seidler

Europa Anfang des 20 Jahrhunderts. Deutschland ist eine Diktatur und der Personenkult um den „Führer“ Adolf Hitler zieht Millionen in seinen Bann. Es sind sein Charisma und seine Wortgewandtheit mit denen er es versteht, eine Nation in einen Angriffskrieg zu führen und die letztlich den ganzen Kontinent damit an den Abgrund bringen wird. Gegen das große Deutschland steht als einziges noch nicht besiegtes Land Europas Großbritannien, regiert von einer stillen Person: Seine Majestät König Georg VI. Leider hat er für diese repräsentative Position einen kleinen Schönheitsfleck: Er stottert.
Was für ein Bild hat die Geschichte da produziert? In einer der schlimmsten Epochen der Moderne steht ein sprachgestörter Repräsentant allein gegen den perfekt in Szene gesetzten sprachgewaltigen Demagogen und seinen ganzen Apparat der Machtdemonstration. Und nun soll die Rede eines stotternden Königs die kriegsgebeutelte englische Nation einen - der wildgewordenen deutschen Großmannssucht, die Stirn bieten, mit Worten überzeugen, daß man sich nicht geschlagen geben wird?
Man muß kein Historiker sein, um die schicksalhafte Situation zu erkennen. In der Regel wird aus Geschichten Geschichte. In diesem Fall ist es fast umgekehrt, aus der Zeitgeschichte ist eine wunderbare Geschichte geworden, die es lohnt immer wieder erzählt zu werden. Denn wir erleben diese britische Nation zu Anfang alles andere als geeinigt, das Land ist zerrissen, die Machtansprüche alles andere als geklärt. Der Zweifel an seiner Person verfolgt den König bis in seine engsten Kreise. Auch eine Palastrevolte scheint denkbar. Als ein König, ungeliebt und unterschätzt, der nun führen soll, der salopp formuliert: sagen muß, wo es lang geht. Viel verlangt von einem Menschen, dem quasi die Stimme fehlt.
„The King´s Speech“ ist aber mehr als ein spannendes Stück Zeitgeschichte, denn es zeigt uns, dass es auch in den dunklen Stunden immer etwas gibt, was uns weiterbringt, was uns kein Tyrann, kein Despot, aus welchem Land dieser Welt er auch immer kommen mag, nehmen kann: Freundschaft, Loyalität, Solidarität. Kurz, die Grundpfeiler auf die  jede Zivilisation aufgebaut ist.  Aktuell sieht die Weltgeschichte leider wieder eher düster aus. Ein Grund mehr sich auf solche elementare Werte zu besinnen.
 

Foto v.l.:David Meister, Patrick Schiefer - Foto © TalTonTheater

Der Autor David Seidler nahm die Recherche zum britischen König Georg VI., der mit Hilfe des unkonventionellen Therapeuten Lionel Logue  sein Stottern überwindet, bereits Jahrzehnte vor Realisierung des Films auf. Durch einen Freund in London hatte er Anfang der 1980er Jahre Kontakt zum Hirnchirurgen Valentine Logue, einem Sohn des australischen Sprachtherapeuten, aufgenommen. Dieser hatte ihm seine Unterstützung für die Entwicklung eines Skripts zugesagt, sofern die noch lebende Königinmutter Elizabeth ihr Einverständnis geben würde. Seidler nahm Kontakt mit der Witwe Georgs VI. auf, die ihn aber 1982 postalisch darum bat, die Geschichte nicht zu ihren Lebzeiten zu veröffentlichen, da die Erinnerungen daran zu schmerzvoll gewesen wären.
Der Drehbuchautor respektierte diese Entscheidung und nahm die Arbeit erst wieder Ende 2005 auf, drei Jahre nach dem Tod der Königinmutter im Alter von 101 Jahren.  Da er den Kontakt zu Hinterbliebenen Logues verloren hatte und dessen Notizbücher verschollen waren, recherchierte er viel über König Georg VI. Gleichzeitig arbeitete er eigene Erlebnisse seiner in den 1940er Jahren durchlaufenen Sprachtherapie mit ein und profitierte eigenen Angaben zufolge von den Erinnerungen eines Onkels, der selbst wegen Sprachproblemen bei Logue in Behandlung war. Auf Anraten seiner damaligen Frau Jacqueline Feather arbeitete Seidler einen ersten Entwurf zu einem Theaterstück um, um das Skript zu vereinfachen.
Da dieses historisch-biografische Drama zugleich die Geschichte einer wunderbaren Freundschaft ist, eroberte es im Sturm auch die Herzen des Publikums.
 

v.l.:Stefanie Gindler, Patrick Schiefer, Miriam Kalkreuth, David Meister, Joachim Sieper, Maurice Kaeber - Foto © TalTonTheater

TalTonTheater
Wiesenstr.
ca. 110Minuten, eine Pause
Regie:  Jens Kalkhorst
Besetzung: Bertie, Herzog von York, später King George VI.: David Meister - Lionel Logue, Sprachspezialist: Patrick Schiefer - Elizabeth, Herzogin von York: Miriam Kalkreuth - Myrtle, Lionels Frau: Stefanie Gindler - Cosmo Lang, Erzbischof von Canterbury: Joachim Sieper - Winston Churchill, Politiker: Maurice Kaeber - David, Prince of Wales: Moritz Heiermann - King George V., Vater von Bertie und David: Hartmut Kies - Stanley Baldwin, Premierminister: Thomas Stratmann
 
Mehr Informationen zu Stück und Terminen:   www.taltontheater.de