Man hat vergessen, gutes, griffiges Kino zu machen.

„Black Adam“ von Jaume Collet-Serra

von Renate Wagner

Black Adam
USA 2022 
Regie: Jaume Collet-Serra
Mit: Dwayne Johnson, Pierce Brosnan, Sarah Shahi, Bodhi Sabongui,
Aldis Hodge, Quintessa Swindell u.a.
 
Comic Verfilmungen sind im allgemeinen nicht der Rede wert, ob es sich um die „Helden“ der Marvel-Welt oder um jene von „DC“ handelt, und „Black Adam“ ist keine Ausnahme. Der Film wurde sicher auch  in der Erinnerung auf den Weg gebracht, daß „Black Panther“ (mit dem mittlerweile verstorbenen Chadwick Aaron Boseman in der Titelrolle) 2018 so erfolgreich war. Black ist black, auch wenn der schwarze Adam des neuen Films alles nur das nicht ist.
Warum erwähnt man „Black Adam“ überhaupt? Weil ein paar grundsätzliche Probleme der heutigen Welt und Filmwelt daran festzumachen sind. Inhaltlich, in den Drehbuchwendungen, in den Besetzungen. Wobei man sich beim Inhalt am schwersten tut, weil diese Figur ein echter Wackelpeter ist, der in der Comic-Entwicklung  immer anders definiert wird – Superkräfte, aber kein Held, weil gelegentlich brutal, kann aber auch Gefühle zeigen, und wer und was er ist, wird in dem Film überhaupt nicht klar.
 
Wobei man gleich bei Hauptdarsteller, dem heuer 50jährigen Dwayne Johnson ist, noch immer gewaltiger Muskelmann aus seinen Wrestler-Zeiten, der aber – so meint er, so meinen manche – sich auch schon als Schauspieler bewiesen hat. Wenn er bei „Fast & Furious“ mitmischte, konnte man ihm Überzeugungskraft nicht absprechen. In der Titelrolle von „Black Adam“ will man ihm kaum zusehen, so sehr verläßt er sich eindimensional ungeschlacht auf einen stechenden, aber nichtssagenden Blick und formt nicht eine Sekunde lang einen Charakter. Schon gar keinen Titelhelden in einer Comic-Verfilmung, die ja Millionen von Zuschauern in die Kinos holen soll.
Damit ist man bei dem spanischen (oder katalanischen) Regisseur Jaume Collet-Serra, der zwar keinen großen Ruf hat, aber von dem es heißt, daß er einmal ein paar anständige Thriller gedreht hat. Hier, mit einem Budget von ca. 200 Millionen Dollar, wollte er besonders vorsichtig sein. Die „politische Korrektheit“ bläst dem Film aus allen Ohren – ob es der Story nun nützt oder nicht.
Ein endlos langer Vorspann, der zeigt, wie schlimm die Sklavenhalter-Gesellschaft in dem fiktiven Staat Kahndaq vor 5.000 Jahren war, ein Ende, das ganz und ähnlich endlos auf die Befreiung des Staates von den heutigen Bösen abzielt – und das sind natürlich die kapitalistischen Ausbeuter. Immer wieder wird die zentrale Frauenfigur (sie ist Wissenschaftlerin und mutige Freiheitskämpferin) dafür plädieren, daß ihr Sohn nicht zu Gewalt greifen darf, auch wenn der ganze Film von Gewaltszenen vibriert. Sie selbst wird den Mächtigen ins Gesicht sagen, wie unerwünscht sie in ihrem Land sind.
 
Man darf nie vergessen, die richtigen Botschaften auszusenden, auch wenn der Film selbst inhaltlich erstaunlich dürftig ist. Im Grunde ärgert sich der Black Adam, der aus der Vergangenheit mit Superkräften auferstandene ehemalige Teth-Adam, nur mit der „Justice Society Of America“, einer mickrigen Heldengruppe herum, die von Pierce Brosnan angeführt wird.
Dieser sieht zwar immer so ironisch drein, als fragte er sich zu Recht, was er in einem solchen Film zu suchen hat, und die Rolle wurde ihm auch als „frühes Gnadenbrot“ attestiert, aber was macht ein mittlerweile knapp 70jähriger, der einst wider Willen unfreundlich als James Bond abgesetzt wurde und es seither im Filmbusiness schwer hat? Er spielt, was er kriegen kann, steht zu seinen weißen Haaren, blickt in die Welt, als wolle er sich der Bestätigung vergewissern, daß er immer noch gut aussieht, pflegt seinen englischen Tonfall, Sarkasmus, Pointen und am Ende Edelmut. Als Schauspieler steckt er jedenfalls routiniert, Gnadenbrot hin oder her, alle in die Tasche, das muß man ihm schon zugestehen.
Brosnan ist der einzige schrankenlos „Weiße“ in der Besetzung, die als gelebte „Diversität“ dasteht. Dwayne Johnson selbst ist afrokanadischer / samoanischer Herkunft, die schöne Hauptdarstellerin Sarah Shahi ist Perserin, ihr Bruder (Mohammed Amer), für die Komik zuständig, ist palästinensischer Herkunft. Ihr Sohn, gespielt von dem 14jährigen, die Szene stehlenden Bodhi Sabongui, hat Eltern, die väterlicherseits aus Ägypten stammen, die Mutter ist polnisch-jüdisch. Es gibt reine Afroamerikaner (Aldis Hodge), der Bösewicht (Marwan Kenzari) ist tunesisch-niederländisch, und am meisten trägt Quintessa Swindell zum Zeitgeist bei, hier zwar ganz Mädchen, tatsächlich aber von Bigender-Identität, was derzeit ja viel diskutiert wird. Kurz, diesbezüglich kann man dem Film nichts vorwerfen.
 
Auch daß so großes Gewicht auf die Kinder (der Sohn der Wissenschaftlerin, der auf einem Skateboard durch den Film rast) und die Jugendlichen gelegt wird (Atom Smasher und Cyclone fallen als Superhelden total durch, aber ihr Flirt wird alle Teenies im Publikum erfreuen), zeigt, wie genau man versucht hat, den Film nach heutigen Vorgaben „auszutarieren“.
Leider hat man nebenbei vergessen, gutes, griffiges Kino zu machen. Große Hoffnungen sollte man auf diesen Film nicht setzen.
 
 
Renate Wagner