Humor und Tiefgang, das können sich auch Erwachsene geben.

„Die Legende der Weihnachtshexe“ von Paola Randi

von Renate Wagner

Die Legende der Weihnachtshexe
(La Befana vien di notte: Le origini) – Italien 2022 

Regie: Paola Randi
Mit: Monica Bellucci, Zoe Massenti, Fabio De Luigi u.a.
 
Es gibt nicht nur Weihnachtsgeschenke, nicht nur Bücher, die extra mit Weihnachtsthemen zeitgerecht auf den Markt gebracht werden, nicht nur die typischen Theaterangebote zu Weihnachten – eines der wichtigsten Elemente, wie man im Genre Kunst & Unterhaltung zu Weihnachten ansehen kann, sind die Filme. Oft genug als Animation. Gelegentlich auch „in echt“.
Diesmal liefert Italien eine Weihnachts / Kinder / Hexen / Moral-Geschichte im historischen Gewand. Offenbar hat die „Weihnachtshexe“ dort schon Tradition. Dieser Film soll zeigen, wie das kleine Waisenmädchen Paola (Beiname: Befana, was Hexe bedeutet) von der kaltschnäuzigen Diebin und Einzelgängerin doch tatsächlich zur guten Weihnachtshexe wird.
 
Dazu blendet man in das Italien des 18. Jahrhunderts zurück, wo der Barone De Michelis (Fabio De Luigi) im Auftrag des Papstes als Hexenjäger unterwegs ist. Er möchte auch die Kinder der unglücklichen Frauen einfangen (in einer rührenden Szene weint ein kleiner Junge nach seiner Mama, die nie wiederkommen wird), aber da ist Dolores vor: Monica Bellucci, Star-Aufputz des Films, mit langen grauen Haaren, teils mit flottem Hut darüber, ist die Gutmenschin von damals, die diese Kinder bei sich aufnimmt und rettet. Auch Paola (Zoe Massenti), die eine Meisterdiebin ist und eigentlich nur reich werden will und gar nicht so wild auf menschliche Kommunikation ist.
Nun, weil solche Filme immer sehr moralisch sind, geht alles gut aus und Paola lernt, daß Empathie gegenüber den Mitmenschen (in diesem Fall vor allem Mitkinder) das ist, was eigentlich glücklich macht. Dennoch gibt es ziemlich viele auch grausam-schaurige Szenen (Kinder im Kerker), aber wie man ja von den Grimms weiß, schreckt das die Kinder nicht wirklich. Auch spielt in die Welt der päpstlichen Hexen- und Kinderjäger einiges kritisch Politische hinein, für die, die’s verstehen.
 
Regisseurin Paola Randi hat mit dem untadeligen Geschmack der Italiener einen „schönen“ historischen Film gemacht, mit vollmundigen Kindern, guten und fiesen Erwachsenen, genügend Zaubertricks, um alle Harry-Potter-Fans zu erfreuen,  und einer prächtigen Musikauswahl (Klassik, von Vivaldi bis Rossini).  Dazu noch jede Menge Humor und, wenn man ihn sehen will, Tiefgang. Eine gute Mischung, das können sich auch Erwachsene geben, wenn man die Ansprüche nicht allzu hoch schraubt.
 
 
Renate Wagner