Ein besonders gelungenes Werk aus der Welt der Animation

„Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch“ von Joel Crawford

von Renate Wagner

Der gestiefelte Kater:
Der letzte Wunsch
Puss in Boots: The Last Wish - USA 2022 

Regie: Joel Crawford
In der Originalfassung mit den Stimmen von Antonio Banderas, Salma Hayek u.a.
 
Auch wenn ein Kater sogar neun Leben hat, irgendwann hat man das achte hinter sich – und da wird es eng. Selbst wenn man scheinbar so unsterblich schneidig und tollkühn ist, über das Ende macht man sich doch Gedanken. Sogar als Zeichentrickfigur…
„Der gestiefelte Kater“ erschien als Solo-Held 2011 erstmals auf der Leinwand, und der Effekt war damals erstaunlich. Denn es schien, als sei es den Machern gelungen, die Persönlichkeit von Antonio Banderas, der das Geschöpf mit seiner Stimme köstlich charakterisierte, geradezu in diese ebenso angeberische wie liebenswerte Figur zu gießen, einen Mantel- und Degenheld à la Zorro (den Banderas einmal gespielt hat und hier ironisierte). Neben ihm war die schnippische Salma Hayek mit ihrer Stimme für die Katze Kitty Samtpfote dabei.
Angesichts des großen kommerziellen Erfolgs von damals ist es erstaunlich, daß es elf Jahre bis zur Fortsetzung dauerte. Diese ist witzig und bezaubernd wie der erste Film und doch ein bißchen düsterer – denn Teil zwei mit dem Untertitel „Der letzte Wunsch“ hat einen ganz ernsten Unterton durch die Tatsache, dass der Tod lauert. Und daß der Kater erkennen muß, daß es wenig Sinn hat, sich über die eigene Bedeutung und Großartigkeit angeberisch die Hucke voll zu lügen, wenn die letzten Dinge anstehen… ein geradezu philosophischer Aspekt.
Der Witz der Geschichte steckt durchaus in der Handlung, wo der Kater sich wieder mit der gar nicht so liebenswürdigen Katze Kitty zusammentut und außerdem mit dem witzigen Hund namens Perro loszieht, um in einem dunklen Wald jenen Stern zu finden, der vielleicht noch ein Leben für ihn hat (zu viele hat er, wie man in einer Rückblende sieht, leichtfertig weggeworfen).
Da begegnet man in diesem Road Movie in Richtung Erkenntnis den urigsten Gestalten, etwa einer rivalisierenden Bärenbande, geführt von „Goldlöckchen“, oder einem bösen Wolf. Bis man womöglich vor dem Sensenmann steht.,. Aber selbst wenn der Film den Mut hat, den Zuschauern zwischendurch das Lachen vergehen zu lassen, ist er ein schrankenloses Vergnügen.
 
Das Ganze ist –Menschen-Geschicklichkeit und Computer sind da eine kreative Union eingegangen – brillant gezeichnet, der Witz liegt in den Bewegungen, den Kulleraugen, den überraschenden Effekten. Dazu kommt die Tatsache, daß man auch mit Stimmen allein Figuren charakterisieren kann (sonst gäbe es keine Radiohörspiele), und schließlich gibt es einen aufwendigen Musikanteil. Antonio Banderas genießt es, seinen Latino-Akzent und –Charme stimmlich „rollen“ zu lassen, und Salma Hayek ist ein ähnliches Vergnügen. (Es gibt auch eine Fassung in deutscher Synchronisation.)
Man ist von so viel Könnerschaft hingerissen Das ist zweifellos ebenso ein Film für Erwachsene wie für Kinder. Bei den Golden Globes bewirbt sich der Kater um den Preis des besten Animationsfilms, und wenn er vermutlich dem Pinocchio von Guillermo del Toro unterliegen wird, weil dieser sich anspruchsvoller gibt, heißt das nicht, daß man es hier nicht mit einem besonders gelungenen Werk aus der Welt der Animation zu tun hat.
 
 
Renate Wagner