die Ruhrfestspiele in Recklinghausen

Von Andreas Rehnolt

Recklinghausen/Neuss/Mülheim-Ruhr/Bonn/Düsseldorf/Köln/Bochum - Der diesjährige Reigen der Theater-Festivals in Nordrhein-Westfalen beginnt auch 2023 wieder mit den traditionsreichen Ruhrfestspielen in Recklinghausen am 1. Mai. Das Motto der diesjährigen, bis um 11. Juni laufenden Ruhrfestspiele lautet „Rage und Respekt“. Ukraine-Krieg, Klimawandel, Proteste im Iran. Man wolle zeigen, daß Kultur Teil einer Lösung für aktuelle Herausforderungen sein kann, betonten die Programm-Verantwortlichen kürzlich.

Das internationale, genreübergreifende und politisch motivierte Festival hat insgesamt rund 90 Produktionen auf dem Programmplan. Neben Schauspiel- und Tanzproduktionen, Literatur, Neuer Zirkus, Kinder- und Jugendtheater, Performanceproduktionen, Bildende Kunst sowie Musik- und Kabarett. Politisch motivierte Inszenierungen stehen im Zentrum wie „Pah-Lak“ als erstes Gastspiel des vom 14. Dalai Lama gegründeten Tibet Theatre oder das Gastspiel vom Thalia Theater zum Ukrainekrieg mit dem Titel „Der Wij“. Die Inszenierung „Einer flog über das Kuckucksnest“ unter Regie von Leander Haußmann kommt mit behinderten Menschen ins Revier.

13 Tage nach dem Start der Ruhrfestpiele geht im rheinischen Neuss am 13. Mai der Vorhang hoch für das Shakespeare-Festival im hölzernen Nachbau des Londoner Globe-Theaters. 19 Compagnien aus NRW und der ganzen Welt reisen an den Rhein. Unter anderem aus Großbritannien, dem Kosovo, dem Libanon, Österreich, Tschechien und der Türkei. Intendantin Maja Delinic hat sich für „Hamlet“ als einen Schwerpunkt des Festivals entschieden und so werden Besucher verschiedene Inszenierungen dieses „Dramas aller Dramen“ erleben. Zudem wird es während des bis zum 10. Juni terminierten Festivals drei vor allem musikalische Auftragsproduktionen zu hören und zu sehen geben. Ansonsten darf man sich auf „Macbeth“, „Heinrich der Fünfte“, „Der Sturm“ oder „Maß für Maß“ freuen.

Die europaweit bekannten Mülheimer Theatertage „Stücke“ beginnen ebenfalls am 13. Mai und dauern bis zum 3. Juni. Die Auswahlgremien haben aus mehr als 200 deutschsprachigen Uraufführungen in der vergangenen Saison sieben für den Mülheimer Dramatikerpreis und fünf für den Mülheimer Kinder-Stücke-Preis 2023 nominiert. Die ersten Preise sind in beiden Kategorien mit jeweils 15.000 Euro dotiert. Alle Stücke kommen in der Uraufführungsfassung des Theaters auf die Bühne, die das Stück erstmals herausgebracht hat. Das Festival der deutschsprachigen Gegenwartsdramatik hat weit über Deutschland hinaus Beachtung und Bedeutung.

Das Impulse-Theater-Festival des NRW-Kultursekretariats findet in diesem Jahr vom 8. bis 18. Juni statt. Spielorte sind Düsseldorf, Köln und Mülheim an der Ruhr. Es gilt als das wichtigste Festival des Freien Theaters. Aus über 300 Produktionen wurden elf herausragende und herausfordernde Arbeiten der vergangenen Saison aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgewählt. Das Festival wird maßgeblich gefördert durch das Kulturministerium NRW und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie die Kunststiftung NRW. Neben den Theateraufführungen gibt es auch Veranstaltungen, bei denen es um Möglichkeiten für eine nachhaltigere Theaterarbeit und bessere Arbeitsbedingungen für Künstler geht.

Vom 11. bis 17. Juni findet im Theater Marabu in Bonn die inzwischen 39. Ausgabe des renommierten Westwind-Festivals für junges Publikum mit NRW-Inszenierungen und internationalen Gastspielen statt. Aus insgesamt 43 Bewerbungen hat eine Jury zehn bemerkenswerte Produktionen ausgewählt, „die sich durch ihre Relevanz, ihre Qualität und ihren Beitrag zum aktuellen Diskurs über Theater für junges Publikum auszeichnen“, so die Veranstalter. Am Ende gibt es einen mit 10.000 Euro dotierten Preis aus Mitteln des Kulturministeriums NRW, der auf maximal drei Preisträger verteilt werden kann. Zudem gibt es zwei mit je 1.000 Euro dotierte Preise, die von einer Kinder- beziehungsweise Jugend-Jury vergeben werden.

Die international bekannte Ruhrtriennale beginnt in diesem Jahr am 10. August. Das „Festival der Künste“ ist bis zum 23. September terminiert und bespielt auch diesmal wieder eine Vielzahl von ehemaligen Industriehallen, Maschinenhäusern, Kokereien und Halden in mehreren Städten des Ruhrgebiets. Spielstätten sind unter anderem in Bochum, Duisburg, Essen und Gladbeck. Geboten wird dem Publikum neben Schauspiel, Musiktheater, Konzerten, Tanz, Performance, Installation, Literatur und Film. Für die Intendantin der Ruhrtriennale, die Theaterregisseurin Barbara Frey, ist es ihre dritte Amtszeit an der Spitze des europaweit beachteten Kultur-Festivals. Einzelheiten zum Programm und Namen der beteiligten Künstlerinnen und Künstler wollen die Verantwortlichen am 27. April vor der Presse in Duisburg mitteilen.

Internet: www.ruhrfestspiele.de - www.impulse.de - www.mülheimer-theatertage.de - www.shakespeare-festival.de - www.westwind-festival.de - www.ruhrtriennale.de