… and one more for the road

Laura – „Sunset Balcony“

von Frank Becker

… and one more for the road
 
Laura becirct den Bartender und uns.
 
Der Name „Laura“ ist im Jazz untrennbar mit der eingängigen Melodie von David Raksin und der hinreißenden Dana Andrews als Personifizierung der Titelfigur der gleichnamigen Films von Otto Preminger verbunden. Ich wüßte kaum einen prominenten Künstler, der den Song mit dem Text von Johnny Mercer nicht interpretiert hätte.
 
Knapp 79 Jahre danach tritt nun eine Laura auf den Plan, die tatsächlich so heißt und dem Namen mit wandelbarer Stimme zwischen zierlichem Sopran und warmem Alt mit Rap und Talk und mit sanfter Schönheit neuen Zauber verleiht: Laura Kipp. Ihr Debüt hat sie im vergangenen Jahr mit „Quiet Land“ gegeben, aktuell legt sie mit ihrem zweiten Album „Sunset Balcony“, dem Komponisten und Bassisten  Jens Loh und illustren Gästen nach. 14 neue Stücke („Diesmal ist alles explizit für das Album geschrieben, in sehr intensiven kompakten Arbeitsphasen“, sagt Jens Loh) hat Laura Kipp zur Musik Lohs und zu zwei eigenen Kompositionen (Bartender und Promise Me) geschrieben. Ihre Texte sind mitten aus dem Leben, haben Poesie und Melancholie, lassen mitfühlen und mitträumen. Und nachlesen kann man sie auch, denn das beiliegende Booklet enthält (fast) alle Texte. Eines meiner Lieblingsstücke ist ja der Bartender, wie Sie schon gemerkt haben werden. Da steckt mindestens so viel Mitternachts-Blues drin wie einst in „One for My Baby (And One More for the Road)“ von Harold Arlen mit dem melancholischen Text von Johnny Mercer aus dem Jahr 1943. Diese Bar-Poesie kann sich mit dem 80 Jahre alten Vorgänger durchaus vergleichen. Da ist alles drin.
Das gilt auch für all die anderen Stücke, die von Lauras spröder sanft-süßer Jazz-Stimme leben und von brillanten Solisten wie dem Gitarristen Christoph Neuhaus, Jakob Bänsch an der Trompete, der Ausnahme-Flötistin Isabelle Bodenseh (leider nur einmal) und in Oh, I could write a book und Grain of salt von einem kammermusikalischen Streichquartett und William Lecomtes Keyboards geadelt werden.
 
Man kann dieses herrliche Album Mal um Mal mit Genuß hören, nicht nur wie im erinnerungsreichen Titelsong beim Sonnenuntergang auf dem Balkon. Es verdient unser Prädikat, den Musenkuß. Ab dem 5. Mai ist es im Plattenhandel zu bekommen. Eine nachdrückliche Empfehlung der Musenblätter.
 

Laura – „Sunset Balcony“
© 2023 GLM (CD)
Laura Kipp (voc) – Jens Loh (b, g) – William Lecomte (p, org, keys, fender rh, arr) – Eckhard Stromer (dr, perc) – Carles Denia (voc, g) – Jakob Bänsch (tp, flh) – Eric Séva (bs) – Christoph Neuhaus (g) – Paulinho Vincente (perc) – Isabelle Bodenseh (fl) – Luca Bognár, Marianne Sohler (vl) – Natascha Stromer (vla) – Krassimira Krastera (cello) – Joachim Bänsch (french horn)
 
1  Sunset balcony - 2  Johnny, the Fly - 3  Narcís - 4  Oh, I could write a book - 5  Poke bowl - 6  Forever in a blink - 7  Bénodet - 8  Happy birthday - 9  Grain of salt - 10  Dance into the light - 11  Bartender - 12  Hey, you - 13  Prayer - 14  Promise me
Gesamtzeit: 50:35
 
Weitere Informationen:  www.glm.de  -  www.laura-sings.com