Die Gefahr lauert überall
Fast 40.000 Rechtsextremisten in Deutschland
Von Lothar Leuschen
Der aktuelle Verfassungsschutzbericht gibt Anlass zur Sorge. Die Zahl der Rechtsextremisten steigt, die Zahl der Linksextremistischen steigt, und die islamistische Terrorgefahr ist alles andere als gebannt. Die Gesellschaft wird von allen Seiten bedroht, die Demokratie ist in Gefahr. Das ist nicht neu, aber es wird stetig deutlicher. Dabei machen insbesondere rechte Gruppierungen auf sich aufmerksam, die im Dunstkreis der AfD Strukturen Aufbauen, die sich als zunehmend tragfähig erweisen. Sie formen ein Auffangbecken von Sinnsuchenden jeden Alters und sind somit auch eine Adresse für Gewaltbereite, für Menschen, die mit diesem Staat abgeschlossen haben, wenn Sie sich denn jemals mit ihm verbunden gefühlt haben sollten.
Bisher reagieren die politischen Kämpfer für die Demokratie leider erwartbar auf die Bedrohung. Rein zahlenmäßig mag der Hinweis von Bundesinnenministerin Nancy Faeser stimmen, daß der freien Gesellschaft mehr Gefahr von rechts droht. Aber vermutlich ist der Hinweis letztlich nicht mehr als der Versuch einer Sozialdemokratin, daß faule Ei ins Nest der Konservativen zu legen. Das ändert an der Ausgangslage nichts, hilft aber allen, die Demokraten für lächerliche, kraftlose, überbezahlte Mandatsverwalter halten.
Zweifellos ist die freiheitliche Gesellschaft in Gefahr und wird das Bundesamt für Verfassungsschutz begründet nicht müde, darauf auch regelmäßig hinzuweisen. Aber Ungemach droht eben nicht nur von unübersehbaren braunen Strömungen gerade innerhalb der AfD, sondern auch von selbsternannten Antifaschisten, die alles auch mit Gewalt bekämpfen, was dem eigenen Weltbild widerspricht. Sie droht von Klimaklebern, die ihre Gesinnung unter Mißachtung sämtlicher demokratischer Regelwerke ausdrücken. Vor allem aber droht sie von der sehr großen schweigenden Mehrheit, von den geschätzt 80 Prozent Frauen und Männern, die in, mit und von der Demokratie in Deutschland immer noch sehr gut leben und sie für selbstverständlich halten. Doch gerade das ist sie nicht.
Der Kommentar erschienen am 21. Juni 2023 in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.
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