Tag des Langweilers
Ja, den gibt's wirklich, sozusagen: 29. Juli. Heute ist er, und ich weiß nicht, wieso gerade ich was über den Tag des Langweilers schreib´. Naja, wird schon Gründe haben. Paradoxe Verdrängung wahrscheinlich. Das ist das Gegenteil von: Beschrei's bloß nicht! Heißt also, es nun erst recht zu beschreien. Dann kann es sein, daß sich die schlimmsten Ahnungen bezüglich eigener Langweilerei vielleicht nicht vollends bewahrheiten.
Genaugenommen ist aber heute der Tag des Nerds. Den hat irgend so ein Fiesbook für seine bildschirmsüchtige Klientel ausgerufen, damit die sich mal selber feiern kann. Nerds sind aber ursprünglich durchaus auch Langweiler und Sonderlinge, allerdings keine normalen Sofaschläfer, sondern Turbo-Langweiler: Langweiler, die nach gar nicht so langer Weile auch gleich mal Milliardäre werden. Und es sind Leute, die Geht-gar-nicht-Klamotten anziehen und dann auch noch dermaßen geschossen draußen rumlaufen. Wenn sie überhaupt mal rumlaufen. Also nix mit Nerz bei den Nerds.
Übrigens hatte ich gestern mein neues Hemd an: eins mit lauter so blauen Kästchen. War erst einmal preisgesenkt und ist ein echter Hingucker. Eine immer adrette und sonst durchaus auch nette Nachbarin hat dann aber scherzhafte Bemerkungen über dieses Hemd gemacht. Jetzt nicht falsch verstehen! Ich bin ein lustiger Mensch, ich liebe Scherze aller Art über alles. Aber doch nicht über mein Hemd! Eins, das nagelneu und noch dazu hochgradig trendig ist! Und durchaus auch noch Geld gekostet hat. Trotzdem, das Ding schmeiß' ich nachher in die Kleiderspende.
Tja, bin ich jetzt ein Sonderling? Kann schon sein. Und unschick bin ich demnach auch. Aber Langeweile? Naja, sonst müßt' ich doch sowas hier nicht schreiben. Der Tag des Langweilers kann also auch mein großer Tag werden. An mir soll's nicht liegen.
Ach, pardon, eine Kleinigkeit noch: Bitte dann auch meine Milliarde nicht vergessen! Wofür? Na, für diese brillante Analyse eines ganzen Menschenschlags. Was, das reicht nicht? Dann muß ich armer Nerd wieder heim an meinen Herd.
Mein Gott, ist das langweilig!
© Detlef Färber
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