Die Treskow-Methode

Ein offenes Wort

von Frank Becker

Frank Becker
Die Treskow-Methode
 

Während die Wuppertaler Bühnen Jordi Galcerans „Die Grönholm-Methode“, das raffinierte Kammerspiel um die Bewerbung für gehobene Posten in der Wirtschaft und die Vernichtung von Existenzen aufführt, spielt sich hinter den Kulissen das Drama auf der internen Theater-Ebene ab. Zu nächsten Spielzeit in Wuppertal wechselt die Intendanz. Generalintendant Gerd Leo Kuck geht und wird durch eine Dreifachspitze ersetzt: Kaufmännischer Leiter wird Enno Scharwächter, der bisherige Oberspielleiter Johannes Weigand ist künftig Opernintendant, und die Intendanz im Schauspielbereich liegt dann in den Händen von Christian von Treskow, der sich bisher in Wuppertal als Gastregisseur einen guten Namen gemacht hat.
 
Die Stadt Wuppertal schreibt dazu auf ihrer Web-Seite: 'Theater, das alle Sinne anspricht' - das möchte Christian von Treskow als zukünftiger Leiter des Schauspiels in Wuppertal bieten. Als 'modernes Volkstheater im besten Sinne' will er die Bühnen im Tal positionieren. Außerdem bekennt er sich nachdrücklich zum Ensemble-Theater, auch und gerade bei einer kleinen Truppe. Zusätzlich zu den treuen Fans ginge es nun darum, neue Zuschauer an das Theater heranzuführen.“
 
Zu den ersten Verwaltungsakten, die Christian von Treskow noch weit vor seinem Amtsantritt ansetzte, gehören allerdings Kündigungen, pardon, im Theater heißt das ja „Nichtverlängerung eines Vertrages“ von vier Mitgliedern des Schauspielensembles, darunter die drei jungen, hoffnungsvollen Olga Nasfeter, Patrick Schnicke und Henning Strübbe. Auch Ensemble-Mitglied Ellen Uta Merkert, bewährt auch als Inspizientin und in vielen anderen Aufgaben, wird auf die Straße gesetzt. Soviel zum nachdrücklichen Bekenntnis zum Ensemble-Theater. Ebenfalls entlassen (pardon, Sie wissen schon) wird der Pressereferent des Theaters, Oliver Tettenborn, für den als Familienvater mit zwei Kindern sich die Maßnahme besonders brutal auswirken muß. Daß die Welt der Wirtschaft hart und rücksichtslos ist, wissen wir nicht erst seit „Die Grönholm-Methode“. Muß das überall so sein? Ein wenig mehr Fingerspitzengefühl und soziale Verantwortung hätte man im sensiblen künstlerischen Bereich zuallererst erwartet.
 
Frank Becker