Die berühmten Mehrfranksätze 2023
Selbstverwirklichung: Wie lästig, daß sich alle nur noch selbst verwirklichen wollen. Ich bin zum Beispiel gerne mit Menschen zusammen, die bewußt unter ihren Möglichkeiten geblieben sind. Es reicht doch, wenn sie freundlich sind und mir beim Umzug helfen. Ich habe einen Bekannten, der hat sich selbst verwirklicht und leitet seitdem einen Kursus für Leute mit Zukunftsängsten. Läuft aber nicht besonders. Eine Bekannte von mir, die hat sich selbst verwirklicht, und ist seitdem nur noch am heulen. Da habe ich ihr gesagt, das kriegen wir auch anders hin und haben letzten Monat geheiratet. Ich sage immer, wenn sich mal solche Leute wie Markus Lanz oder Andrea Kiewel selbst verwirklichen würden, dann gnade uns Gott. Die sind ja schon angepaßt kaum auszuhalten.
Floskeln: „Da sieht man sich jahrelang nicht und dann plötzlich dauernd“, sagte ich zu der Frau. Ich behaupte nicht, daß diese Aussage wissenschaftlich zu halten ist, auch ist sie nicht ein Beweis für große Weisheit oder Lebenserfahrung. Im Grunde gab ich ihr mit diesem Satz nur eine Pistole in die Hand und hoffte, daß sie abdrückte. Ich wollte sie mit diesem schnell hingeworfenen Statement ein wenig länger bei mir halten und mich ihr ausliefern, damit sie weiß, wie sehr ich ihr vertraue. Sie sagte dann zu mir, daß es keine Zufälle geben würde und das ist ja auch so ein Satz, der wissenschaftlich gesehen eine gewagte Behauptung bleibt. Aber was spricht man nicht alles aus, wenn man jemanden vor sich hat, der einem alles verzeihen würde.
Sport: Ein Mann, der viel raucht und viel trinkt und viel Fernsehn schaut, der hat gar nicht so die Zeit auch noch Sport zu treiben. Wann soll er das denn auch noch machen? Alt aussehende Menschen, die Sport treiben, machen einem nicht unbedingt Mut bei dieser Schinderei mitzuwirken. Ich dachte, das soll dagegen helfen.
Arztbesuch: Mir fiel erst im Behandlungsraum auf, daß ich meine weiße Hose angezogen hatte. Ich trug sogar einen weißen Kittel und hatte meine weißen Gesundheitssandalen von Birkenstock an. Natürlich mußte mich der eingeteilte Arzt für einen Kollegen halten und ließ sich zu vertraulichen Späßen herab. „Was soll ich ihnen sagen, was sie nicht schon wissen“, begann er seine Untersuchung. Ich erzählte ihm, daß ich beim Kaffeetrinken immer einen Stich im linken Auge bemerken würde und er riet mir ab den Kaffeelöffel nach dem Rühren in der Tasse zu behalten. Später nahm ich ihm Blut ab, aber da ahnte er schon, daß ich ein falsches Spiel mit ihm spielen würde.
Kuchen: Wir sind es gewohnt, daß der Kuchen etwas für uns tut, aber wir könnten auch mal etwas für den Kuchen tun. Ich sah mal einen Kuchen, der ohne Sahne ungenießbar schien. Ich nahm mich seiner an und versuchte ihn mit viel Sahne aufzuwerten, aber natürlich dauerte der positive Eindruck nicht lange an. Ein Kuchen, der nicht schmeckt, ist auch mit Sahne nicht auf den rechten Weg zu bringen. Ich erlebe oft, daß ich der einzige bin, der sich für solche Probleme begeistern kann. Man muß wissen, was gut ist, um es wirklich beschützen zu können.
(weitere folgen)
© Erwin Grosche
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