Chance verpaßt
Kundgebungen in Deutschland für Palästina
Von Lothar Leuschen
Erst spät haben sich gestern die vier wichtigsten Islamverbände in NRW geäußert und den Hamas-Terror uneingeschränkt verurteilt. Deutliche Worte, auf die man in den vergangenen Tagen vergeblich wartete. Daß immer noch Demonstrationen folgen, die sich die Befreiung Palästinas buchstäblich auf die Fahne schreiben, macht die Bilder nach dem brutalen Überfall der Hamas auf Israel unerträglich. Mitten in Deutschland schwingen sich weitgehend ungestraft Kräfte auf, um die jüngere Geschichte des Gazastreifens ganz im Sinne der vermeintlich religiösen Extremisten der Hamas umzuschreiben. Tatsächlich ist der Gazastreifen nicht von Israel besetzt. Er wird von einigen Tausend Terroristen beherrscht, die unter der Flagge der Hamas versammelt sind. Dieselbe Organisation hat in der ersten Dekade des Jahrtausends alles dafür getan, eine Art Demokratisierung der Region zu verhindern, sie schreckte dabei schon selbstverständlich vor Mord nicht zurück. Gewalt und Blutvergießen ist das Geschäftsmodell einer kriminellen Vereinigung, die ihre Daseinsberechtigung aus Gewalt und Blutvergießen bezieht. Die Hamas kann wie die Hisbollah keinen Frieden mit Israel und keine Aussöhnung mit den Juden wollen. Sie wäre dann ja überflüssig.
All das sollten auch jene wissen, die seit dem Massaker vom 7. Oktober zu Demonstrationen für die Befreiung Palästinas aufrufen. Sie kämpfen dabei nicht für die Zivilisten im Gazastreifen, die unter der Hamas ebenso leiden wie unter dem unvermeidlichen Gegenangriff der israelischen Armee. Sie spielen willfährig das Spiel der terroristischen Islamisten, die Blut an den Händen haben und den Glauben besudeln, in dessen Namen sie zu handeln vorgeben. Es ist deshalb richtig, daß Deutschland solche Aufmärsche in seinen Städten verbietet. Es ist richtig, gegen Aufwiegler rigoros vorzugehen. Wer Terror begünstigt, wer dessen Folgen bejubelt, ist falsch in diesem Land. Das gilt nicht nur wegen der deutschen Staatsräson in seiner Beziehung zu Israel, das gilt grundsätzlich. Die Islamverbände in Deutschland haben durch ihre späte Reaktion ihre Chance verpaßt, zu zeigen, daß sie das verstanden haben. Der Kommentar erschienen am 17. Oktober 2023 in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.
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