Schade um die Marmelade

von Detlef Färber

Detlef Färber - Foto © Silvio Kison
Schade um die Marmelade
 
Vieles ist zwar für die Katz´, doch nichts ist umsonst. Alles kostet - normalerweise jedenfalls. Ich zum Beispiel hab' schon ein Vermögen ausgegeben für Konfitüre und Marmelade. Bisher.
     Längst könnte ich Porsche fahren ohne diese unverschämten Frühstückskosten. Doch auf einmal ist alles anders. Auf einmal gibt es Marmelade immer geschenkt. Und im Überfluß. Denn auf einmal kochen alle welche ein - und beglücken dann ausgerechnet Leute wie mich damit. Meine erste Reaktion auf diese Welle von süßen Grüßen war: Her damit und weiter so! Schließlich ist bei mir noch jede Menge Platz im Kühlschrank. Aber mittlerweile ist meine Begeisterung verflogen. Denn inzwischen bin ich aufgewacht aus meinem kurzzeitigen Marmeladenrausch und krieg´ hier gleich die blanken Fragen. Und ich versteh´ die Welt nicht mehr! Was wollen mir die Freunde bloß mit diesen ewigen Marmeladen sagen? Welche gallige Botschaft soll mir ihre aufgezuckerte Quetschfrucht versüßen? - He, lach doch mal, du alter Sauerkauz, und schmecke das Leben! So was in der Art muss die Message sein: Denn dummerweise sind Marmeladenverschenker meistens auch noch Menschenversteher. Und ausgerechnet mich haben die jetzt durchschaut. So ein Pech!
     Also gut, jetzt alle Karten auf den Tisch: Ja, ich bin ein freudloser Typ. Vor meinem Fenster hat nie die Sonne geschienen. Zugegeben! Aber ist das ein Grund, mir Konfitüre vor die Türe zu stellen? Einem Glatzkopf schenkt ihr doch auch keinen Kamm! Und dem Weihnachtsmann keinen Rasierer! Wer also einem wie mir Marmelade schenkt, dem kann ich nur eins sagen: Schade um die Marmelade.
Nächstes Mal bitte Honig ums Maul!
 
© Detlef Färber