Hamas-Alarm
Der Terror kommt nach Deutschland
Von Lothar Leuschen
Die Zeichen stehen auf Sturm. Spätestens seit es den deutschen Ermittlungsbehörden am Donnerstag gelungen ist, in enger Kooperation mit Kollegen in Dänemark und den Niederlanden eine Gruppe von mutmaßlichen Terroristen der Hamas dingfest zu machen, ist klar, daß der Terror gegen Israel nun auch in Deutschland angekommen ist. Die vier Festgenommenen stehen im Verdacht, Anschläge auf Juden und jüdische Einrichtungen geplant zu haben. Es spricht für Polizei und Bundesanwaltschaft, daß bisher noch nichts Schlimmeres geschehen ist als die gleichwohl unerträglichen Schmierereien an Synagogen und Pöbeleien gegen Juden in deutschen Städten. Aber es gibt keine Garantie dafür, daß die Behörden potentiellen Attentätern immer eine Nasenlänge voraus sind. Denn die Arme der Hamas nach Deutschland werden anscheinend stärker. Schon stehen einige Moscheen deshalb unter schärferer Beobachtung, weil sie Kontakte zur Terrororganisation haben, oder in ihrem unmittelbaren Umfeld solche Kontakte zumindest dulden.
Angesichts der tausendfachen Schlachtung wehrloser Zivilisten am 7. Oktober in Israel durch Terroristen der Hamas ist es nun an der Zeit, auch in Deutschland Entscheidungen zu treffen. Während es dem Staat Israel nur darum gehen kann, einer Verbrecherorganisation den Garaus zu machen, biegt in Deutschland die Frage des Verhältnisses zum Islam auf die Zielgeraden ein. Geklärt ist, daß diese Religion schon durch die Millionen von Menschen zu Deutschland gehört, die mit ihrem Glauben hier leben. Ungeklärt ist, welcher Islam es nur sein kann. Zumindest haben einige Moscheevereine und muslimische Verbände das offensichtlich noch nicht entschieden. Deshalb ist der immer noch zu zögerliche Verzicht auf Imame aus der staatlich türkischen Kaderschmiede Dyianet ein richtiger und längst überfälliger Schritt zur Verdeutlichung der roten Linien, die auch in einer noch so demokratisch verfaßten Gesellschaft niemals überschritten werden dürfen. Es ist nun an den Verbänden im Besonderen und an den Moslems im Allgemeinen zu zeigen, daß sie verstanden haben. Der Kommentar erschien heute, am 16. Dezember in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.
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