Alarmsignale von Z
Junge Deutsche mißtrauen dem Parlament
Von Lothar Leuschen
In der jüngeren Bevölkerung Deutschlands grassieren Zukunfts- und Armutsängste sowie Sorgen um die eigene mentale Gesundheit. Das ist das Ergebnis einer Studie, die von der Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegeben worden ist. Die Folge ist Mißtrauen in Regierung und Parlament. Während annähernd 60 Prozent der Befragten 18- bis 30-Jährigen an die Demokratie glauben, hat mehr als jeder Zweite Zweifel an der Regierung und fast jeder Zweite Zweifel am Parlament. Das sind keine guten Werte. Und es verbietet sich ob dieser Zahlen, die Schuld daran allein der amtierenden Regierung in die Schuhe zu schieben.
Das System, die gelebte Umsetzung der Demokratie, wird offenbar auch von jungen Menschen infrage gestellt, die nicht den gestrigen Fantasien der AfD anhängen. Das hat Gründe. Wenn Themen wie Klimaschutz, Mißbrauch und wachsende Einkommensunterschiede jungen Menschen zunehmend auf den Nägeln brennen, dann läuft etwas falsch. Die Generation Z fühlt sich in ihrer Mehrheit ignoriert. Und das hat viel damit zu tun, wie in Deutschland Politik gemacht wird. Die drängenden Fragen treffen immer noch auf ideologisch gefärbte Antwortversuche, wo Vernunft und gesunder Menschenverstand längst Lösungen anböten. Die junge Klimabewegung etwa ist mit Heilsversprechen in ferner Zukunft vertröstet worden und muß nun feststellen, daß viele Versprechen an den Notwendigkeiten des Alltags scheitern. Überhaupt scheint nichts mehr sicher zu sein, alles ist in Bewegung geraten, an eine wirtschaftlich und gesellschaftlich sichere Zukunft glauben viele in der Generation Z offenbar nicht mehr.
Für Regierungen und Parlamente sind die Ergebnisse der Bertelsmann-Studie eine immense Herausforderung. Denn alle wissen natürlich, daß fast nichts bleiben kann, wie es ist. Aber je älter der Wahlbürger, desto geringer der Druck etwas ändern zu müssen. Die Jungen drängen, die Alten bremsen. Es ist Aufgabe von Regierungen und Parlamenten, das richtige Tempo zu machen – nicht nur, aber ausdrücklich auch im Sinne der Generation Z.
Der Kommentar erschien am 7. Februar in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.
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