Das Kriegsgefangenenlager Stalag-326
Ausstellung in Herne
Die Ausstellung im Archäologischen Museum des Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe zeigt mit zahlreichen Exponaten die Grausamkeit
des NS-Lagers für russische Kriegsgefangene.
„Überleben“ ist der eine Ausstellung übertitelt, die bis 26. Mai im Museum für Archäologie und Kultur in Herne gezeigt wird. Die Ausstellung informiert über das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag-326 (VI K) Senne, in Schloß Holte-Stukenbrock im Kreis Gütersloh, teilte das zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe gehörende Museum mit.
Die Kulturdezernentin des Verbandes, Barbara Rüschoff-Parzinger, erklärte zum Start der Ausstellung, die etwa 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugten eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren - und von ihrem Kampf ums Überleben. Dessen Dokumentation sei dem Verband besonders wichtig. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“
Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen, so Rüschoff-Partinger weiter. Die Ausstellung präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen. Michael Rind, der Chefarchäologe des Landschaftsverbandes meinte, eine Herausforderung „sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers.“
Sie stünden stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Nämlich mit der Frage, was restauriert und was eingelagert werden soll. Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten“, so Rind weiter.
Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäologen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus“, so der Experte. Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, seien etwa Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Dies zeige auch die unmenschliche Behandlung der Gefangenen durch die nationalsozialisten Bewacher.
Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar. Das Stalag-326 (Stammlager) war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art („Russenlager“) im Nationalsozialistischen Deutschland.
Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind Tausende Tote begraben. Ab April 1945 internierte die US-amerikanische Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluß wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1964 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände die Landespolizeischule „Erich Klausner“, Außenstelle Stukenbrock.
Die Ausstellung ist dienstags, mittwochs und freitags von 9 - 17 Uhr, donnerstags von 9 - 19 Uhr und samstags/sonntags von 11-18 Uhr geöffnet.
LWL-Museum für Archäologie - Europaplatz 1 - 44623 Herne - Tel.: 02323 - 946280
Weitere Informationen: www.lwl.org/pressemitteilungen/nr_mitteilung.php?urlID=58836
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