Zahlen der Ohnmacht
Kriminalitätsstatistik für das Land NRW
Von Lothar Leuschen
Die Zahlenreihen sind ernüchternd. Sie bedrücken, weil die Vorzeichen durchweg positiv sind. Mehr, mehr, mehr – mehr Kriminalität in NRW, mehr Tatverdächtige ohne deutschen Paß, mehr jugendliche Straftäter. In Innenminister Herbert Reul (CDU) verfügt das Land NRW über einen Politiker, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Der Christdemokrat scheut sich vor unangenehmen Wahrheiten nicht. Das war im vergangenen Monat so, als er über den überdurchschnittlich hohen Anteil an ausländischen Tatverdächtigen sprach, das war auch am Mittwoch so, als er die gesamte Statistik für das vergangene Jahr präsentierte. „Wir müssen über Ausländerkriminalität sprechen“, sagte Reul, und die Zahlen geben ihm recht. Das ist eine schlechte Nachricht für Sozialromantiker, die immer noch dem Traum nachhängen, Deutschland könne die Welt retten. Es darf andererseits für die Rassisten, für die Extremisten rechts wie links keine gute Nachricht werden. Deshalb ist es notwendig, die unangenehmen Fakten zu benennen. Und noch wichtiger ist es, daraus Konsequenzen zu ziehen. Die lauten sicher nicht „Ausländer raus und Grenzen zu“. Das stünde Deutschland nicht nur schlecht, es schadete auch seinem Wohlstand.
Die Kriminalitätsstatistik für das bevölkerungsreichste Land der Bundesrepublik ist ein Auftrag an die Regierungen in Düsseldorf und Berlin. Sie ist ein Auftrag an die Parteien, die das demokratische System tragen. Der Auftrag beinhaltet, Migrations- und Integrationspolitik ideologiefrei zu gestalten und an Zielen zu orientieren, die allen Beteiligten nutzen. Was nicht hilft, ist, die Realität noch länger zu verweigern. Deutschland muß ein Einwanderungsland werden. Einwanderungsländer brauchen Regelwerke und den Willen, Menschen aus aller Herren Länder zu integrieren. Deutschland muß ein menschenfreundliches Land bleiben, wenn es seinem Grundgesetz treu bleiben will. Es gilt dringend, diese beiden Enden derselben Kette tragfest miteinander zu verbinden. Die Kriminalitätsstatistik für NRW zeigt, daß Deutschland in diesen Fragen bisher versagt hat. Das muß sich ändern, damit die Zahlen der Statistik keine Zahlen der Ohnmacht werden.
Der Kommentar erschien am 4. April in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.
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