Das Corona Paradox
In den Frühlingstagen 2020 drehte sich die Welt um etwas, das wie ein Fußball aussah, aber weniger Freude machte und ansteckend war. Gemeint ist das Corona Virus, aus dessen Präsens die Printmedien dadurch Kapital zu schlagen versuchten, daß auf fast jeder Seite nervige Vorschläge zu lesen waren, was die Menschen aus der Seuche lernen können und was anders sein wird, wenn das Virus abgetaucht ist. Mit der letzten Frage zeigte sich übrigens, daß säkulare Menschen dieser Tage das Gegenteil von dem annehmen, was gläubige Christen im römischen Reich vor mehr als tausend Jahren dachten, als sie die Pest erleben mußten. Damals glaubte man an ein Ende der Welt und gab alle Hoffnung auf, was die Krankheit bis zum Ende des Imperium Romanum immer wieder zurückkehren ließ. Heute plant man bereits auf dem Höhepunkt der Infektionsrate den Neuanfang, wobei nur diskutiert wird, was dann zum alltäglichen Leben gehört - mehr Online-Shopping, mehr Home-Office, mehr Geld für Pflegekräfte?
Bei allem Optimismus für das gesamte Dasein dachte ich nicht, daß das seinerzeit unüberhörbare Gemurmel der Verantwortlichen über eine finanzielle Höherstufung der Retterinnen und Retter nach Überwindung der Krise Bestand haben würde und es wahrscheinlicher sei, daß die Automobilindustrie, ihre Aktionäre und andere Geldwäscher in den Banken wegen ihrer ungemeinen Systemrelevanz vorsorglich bedient würden. Man wird nicht die belohnen, die es verdient und nötig haben und heute als Heldinnen und Helden gefeiert und mit Brotkrumen abgespeist werden, sondern im Gegenteil sich wie immer denen zuwenden, die mit der stärksten Lobby ausgestattet sind, die Medien im Griff haben und bereits an ihren systemrelevanten Forderungen feilen, nahm ich an. Die Pflegekräfte hatten derweil genug mit ihren Patienten zu tun. Wie dem auch sei: Abgesehen von diesem Elend erlaubte die Corona Zeit die Beobachtung, daß das Verbot, sich zu treffen, also die angeordnete Reduktion physischer Kontakte, niemanden besonders gestört hat. Mir scheint dabei, daß das iPhone vorbereitet hat, was das Virus jetzt erzwang, nämlich menschliche Beziehungen zu ignorieren und Gespräche auf das Zeigen von Bildern auf den Handydisplays und das Drücken von Tasten zu reduzieren. Tasten statt berühren - das haben Corona und das iPhone den Menschen beschert und das Volk hat sich daran gewöhnt. Zu den Standardkommentaren in den Medien gehörte der Satz, „Nichts wird nach Corona so sein wie zuvor.“ Ich glaubte, daß das Gegenteil wahrscheinlicher sei und alles so bleiben und fixiert würde, wie es vorher war und jetzt wieder ist. Ich behielt Recht.
© Ernst Peter Fischer
Wiedergabe in den Musenblättern aus „Wahrheit im Widerspruch“ mit freundlicher Erlaubnis des Autors.
Redaktion: Frank Becker
|