Umeboshi für die Seele

Doris Dörrie – „Die Reisgöttin - und andere Mitbringsel“

von Frank Becker

Schönes, Nützliches und
Stehrümchen aus aller Welt
 
(Umeboshi für die Seele)
 
Ihre beruflichen und privaten Reisen haben die Regisseurin, Autorin und Dozentin Doris Dörrie in viele Länder der Erde geführt und ihr dadurch die Begegnung mit den Kulturen,  Gebräuchen, Eßgewohnheiten und Alltagsgegenständen z.B. Japans, Mexikos, Indiens, Marokkos, der USA, Balis oder Guatemalas ermöglicht. Weil sie eine interessierte, ja neugierige Frau ist, schaut sich Doris Dörrie sehr genau an, was sie dort sieht, ißt und benutzt. Und weil sie zudem eine unverbesserliche Sammlerin ist, nimmt sie von überallher, auch aus heimatlichen Gefilden mit nach Hause, was ihr besonders gefallen hat. Gerne ergibt sie sich dabei widerstandslos der Verführung, dem Reiz, der vom Exotischen, Romantischen oder vom offensichtlich bewährt Praktischen wie japanischen Bürsten, Dr. Bronner´s Magic Soap, einer chinesischen Teeflasche, indianischen Mokassins, butterweiche Boxerschuhe Marke Ädaidäs aus New York, marokkanischen Babouches, spanischen Alpargatas, dem japanischen Allzweck-Genuß Umeboshi oder dem italienischen Flecken-weg-Zaubermittel Borotalco ausgeht.
 
Das wird dann alles zu Hause fleißig benutzt wie der perfekte Gurkenhobel für Gurkensalat à la Mutti oder irgendwo nur zum Anschauen aufbewahrt wie die El Santo Ringer-Maske aus Mexiko, ein kitschiger Schwan aus Neuschwanstein, eine Plüschmöwe von der Ostsee, ein geklebter japanischer Holzbuddha aus einem Kyotoer Mülleimer, ein indischer Ganesha (was für Geschichten!) ein Guatemaltekischer Feueranfacher, eine ramponierte Plüschkatze aus Istanbul oder ein Zuckerschädel vom mexikanischen dia de los muertes.
Das (Mitnehmen) tut sie übrigens leidenschaftlich auch auf Flohmärkten hierzulande, von denen sie Kurioses nach Hause schleppt, was zur Aufstockung ihrer internationalen Kollektion von - meine Freundin Larissa nennt das „Stehrümchen“ – unnützem aber liebgewonnenen Schätzchen führt. Einen Teil dieser mal nutzlosen, mal praktischen oder einfach nur schönen oder berührenden Dinge die nun ihr Haus und ihre Erinnerungen bevölkern, stellt sie in 47 kleinen, jedoch eindrücklichen Texten, 47 Liebeserklärungen in ihrem Buch „Die Reisgöttin und andere Mitbringsel“ vor.
 
Das tut sie so charmant, so unwiderstehlich liebenswert, daß man ihr für dieses Buch und die 47 Geschichten auf Knien danken muß, was ich hiermit tue. Es ist ein köstliches, zauberhaftes Nachttisch-Büchlein, dessen kurze Kapitel man immer wieder lesen kann, weil sie so heiter, klug und menschlich sind. Man findet in Doris Dörrie eine Freundin im Geiste eine verwandte Seele. Dafür hat sie unser Prädikat, den Musenkuß redlich verdient.
Übrigens empfiehlt sich der kleine handliche Band auch als Mitbringsel …
 
Doris Dörrie – „Die Reisgöttin - und andere Mitbringsel“
© 2024 Diogenes Verlag, Reihe Tapir, 105 Seiten, gebunden, Lesebändchen - ISBN: 978-3-257-07294-5
24,- €
 
Weitere Informationen: www.diogenes.ch