Von Handwerkern, Buddhisten
und Jürgen Drews
Wiglaf Droste und Das Spardosen-Terzett
Eröffnet wurde der Abend im Wuppertaler Forum Maximum (im Rex) von drei würdigen Herren im dunklen Anzug, temperamentvoll wie der Sicherheitsbeauftragte der Lurzer KG, mit einem Cha-Cha-Cha: „Das Spardosen-Terzett“ aus Essen (Rainer Lipski, Kalle Mews, Kai Struwe) spielte sich emotionslos in die Herzen der im Rex versammelten Wiglaf Droste-Fans. Swingende, jazzige Barmusik rahmte die Lesung des bösen, bösen Spötters.
Dazu gleich: wenn sich das Recht bösartig zu sein (mit milder Stimme) an der Qualität des Wortes mißt, hat er es. Da kann man Eugen Roth zitieren: „Mit Hilfe von Gedankensäure baut er sich Bomben, ungeheure...“. Die läßt Droste dann erbarmungslos zwischen seinen erklärten Feinden detonieren - Handwerkern und Gerüstbauern, die ihn ab 7 Uhr morgens mit gezieltem Lärm von Mischmaschinen, Bohrern und hingeknallten Gerüststangen quälen, Spaniern (den Handwerkern unter den Menschen), die für ihn in drei Teile zerfallen: Lärm, keine Freude, Olivenöl oder Jürgen Drews, dem Schlagersänger, der so aussehe, als ob er auf sich selbst ausgleiten könne.
„Bombardiert Belgien“ heißt das Programm und das fordert Wiglaf Droste nachdrücklich, bösartig und satirisch und begründet es bitter mit dem Fall Dutroux und dem dioxinverseuchten Hühnerfutter. Daß Hannover auch etwas Gutes hat, ist zu erfahren: man kann es leicht verlassen oder zum Umsteigen benutzen. Als Ohrengeisel im ICE läßt er uns mitfahren, dem Terror der Handy-Telefonierer ausgesetzt (man wünscht sich, daß Monty Pythons 16-Tonnen-Gewicht sie zermalmt) und an Peter Maffay geht auf dessen „Irgendwo tief in mir bin ich ein Kind geblieben“ die Frage: „Wo genau?!“
Da braucht man zwischendurch zum Erholen wieder Musik und die liefert genial das Spardosen-Terzett mit „Vogelheim“(Birdland) und der unglaublich perkussiven Samba „St. Thomas“. Dann wieder Wiglaf Droste und er bleibt gemein, gefährlich und eine Zumutung für die Lachmuskeln. Er ist unverschämt gut und überhaupt nicht „politisch korrekt“ - gottseidank!
Seine Texte gibt es in Buchform bei Kunstmann und Nautilus und die Musik des „Spardosen-Terzett“ auf CD.
1999
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