Ungemütlich - doch Die Atmosphäre überzeugt

„Furiosa: A Mad Max Saga“ von George Miller

von Renate Wagner

Furiosa: A Mad Max Saga
Australien 2024

Drehbuch und Regie: George Miller
Mit: Anya Taylor-Joy, Chris Hemsworth u.a.
 
Regisseur George Miller verschaffte sich, seinem damals noch unbekannten Hauptdarsteller Mel Gibson und seiner Heimat Australien einen Welterfolg, als er 1979 die Figur des „Mad Max“ kreierte, Sci-Fi-Action in der Wüste, die zum Kult wurde und damals 1981 und 1985 zwei Fortsetzungen (mit Hunderten Millionen von Einspielergebnissen) nach sich zog.
Als Miller nach einer Generalpause von dreißig Jahren die Figur 2015 wieder belebte, war (obwohl es keinen schönen Mel Gibson mehr gab) der Erfolg noch größer. Und nun hat der Regisseur, der nächstes Jahr 80 wird, es noch einmal wissen wollen. Ja, einmal geht’s noch, und weil die Zeiten sich geändert haben, ist zwar das Szenario gleich geblieben (australische Wüste, eine Welt der Zukunft, die eigentlich in eine vordigitale Vergangenheit zurückgefallen ist), aber der Held muß heutzutage eine Heldin sein.
 
Es ist ja nicht so, daß man dergleichen alles nicht schon gesehen hätte. Auch die Geschichte von dem kleinen Mädchen, das brutal aus ihrer friedvoll glücklichen Welt gerissen und an einen brutalen Warlord verkauft wird. Der auch noch ihre Mutter ermordet – da versteht man, daß sie ihr künftiges Leben mit dem Ziel verbringt, ihre Heimat wieder zu finden und sich einmal an den Männern zu rächen, die ihr das angetan haben. In der Schlußszene steht „Furiosa“ (Anya Taylor-Joy) endlich dem machtlos gewordenen Bösewicht Dementus (Chris Hemsworth ist attraktiver, als es fiese Kerle sonst zu sein pflegen) gegenüber. Und was tut sie? Nun, das soll nicht verraten werden…
Übertrieben viel nacherzählbare Handlung wird man in den zweieinhalb Stunden des Films nicht finden, Furiosa wird vom Geschehen ziemlich herumgebeutelt, was im allgemeinen Gewure fast untergeht, aber darum geht es eigentlich nicht. Miller bewährt sich wieder in der Schilderung einer archaischen Welt (deren Gesetzlosigkeit man in unserer Gegenwart wiederzufinden scheint…). Abgesehen davon, daß die Ressourcenknappheit, die uns droht, dort schon häßliche Wirklichkeit mit all ihren Folgen ist. Ungemütlich… und dennoch: Die Atmosphäre überzeugt.
 
Brutale Action und wieder einmal hinreißende Stunts sind ebenso Markenzeichen von „Mad Max“-Filmen (und dieser soll als Prequel des voran gegangenen Streifens gelten, wo Charlize Theron die Furiosa gespielt hat) wie die atemberaubenden Landschaftsbilder und die ideenreich-verrückte Ausstattung (auf Motorräder-Kübeln durch den Sand brettern…). Und was „furios“ im Titel hat, muß auch furios sein – und ist dennoch mit dem dicken Pathos aufgeladen, das dieser Art von Filmen immanent ist.
Alles drin, also, keine Frage, daß die Fans zufrieden sein werden, wenn auch mancher Kritiker monierte, der Vorläufer vor neun Jahren sei stärker gewesen. Es wird dem Erfolg des neuen „Saga“-Teils keinen Abbruch tun.