Eva

Ein Briefwechsel

von August Strindberg und Paul Gauguin

Paul Gauguin - Breton Eve, 1889


August Strindberg an Paul Gauguin:
… Mein Herr, sagte ich zu Ihnen im Traum, Sie haben eine neue Erde und einen neuen Himmel erschaffen, aber mir gefällt es nicht in ihrer Schöpfung. Sie ist zu sonnig für so einen wie mich, der das Helldunkel liebt. Und in Ihrem Paradies lebt eine Eva, die nicht mein Ideal ist, und wahrhaftig, auch ich habe ein Frauenideal, vielleicht gar mehrere.
 
Paul Gauguin an August Strindberg:
… Vor der Eva meiner Wahl, die ich in den Formen und Harmonien einer anderen Welt gemalt habe, sind vielleicht Erinnerungen in Ihnen wachgeworden an eine schmerzliche Vergangenheit. Die Eva in Ihrer zivilisierten Fassung macht Sie und uns alle fast immer zu Weiberfeinden; die primitive Eva, die Ihnen in meinem Atelier Angst gemacht hat, könnte Ihnen sehr wohl eines Tages weniger bitter lächeln …
Die Eva, die ich gemalt habe (und nur sie) kann sich, logischerweise, nackt vor unseren Augen zeigen. Die Ihre wüßte, in diesem einfachen Zustand, nicht ohne Unkeuschheit zu schreiten, und zu schön (vielleicht) würde sie ein Übel und einen Schmerz heraufbeschwören.