Die Welt braucht Olympia
Anschlag in Frankreich vor der Eröffnungsfeier
Von Lothar Leuschen
Das war beinahe zu erwarten: Anscheinend entgeht kaum noch ein Großereignis der destruktiven, kriminellen Energie von Übeltätern jedweder politischer Couleur. Ob Rechte, Linke oder Klimakleber-Chaoten – die Welt ist nicht mehr sicher vor Menschen, die jede Rücksichtnahme verloren haben. Noch ist unklar, wer am Freitag die Brandanschläge auf das Schienennetz in Frankreich verübt hat. Sicher ist nur, daß sich der oder die Täter sehr gut auskennen müssen im Bahnsystem des Nachbarlandes. Und es ist ebenso sicher kein Zufall, daß sich die kriminelle Energie an jenem Tag entfaltete, als Frankreich die Olympischen Spiele eröffnen wollte. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die Spiele eröffnet. Den Triumph, das Weltereignis zu stoppen, gönnten Frankreich und das Internationale Olympische Komitee dem oder den Kriminellen nicht. Und das ist gut so.
Dennoch ist es kaum mehr als das Pfeifen im Walde, wenn der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach den französischen Sicherheitskräften sein vollstes Vertrauen ausspricht. Das meint er sicher so, aber was anders bleibt ihm auch nicht übrig.
Die Brandanschläge auf das Schienennetz zeigen vielmehr, daß es die vollkommene Sicherheit bei Großereignissen nicht geben kann. Wer sie auch nur annähernd erreichen will, der muß die freiheitliche Gesellschaft durch einen bis ins Kleinste organisierten Überwachungsstaat ersetzen. Das aber entspräche einem Staat in der westlichen Welt nicht und Frankreich schon gar nicht. Außerdem wären Olympische Spiele hinter Stacheldraht und vor schwer bewaffneten Polizisten keine Weltspiele der Jugend mehr, sie konterkarierten im Gegenteil den Zweck und den Sinn dieses grandiosen Sportereignisses.
Also gilt das Prinzip Hoffnung, hoffen darauf, daß Frankreich bei seinen Olympischen Spielen gelingt, was Deutschland mit der Fußball-EM gelungen ist. Ein jeder sollte der Grande Nation die Daumen drücken, daß die Spiele ein friedlich fröhliches Sportfest werden. Die Welt hatte es selten nötiger als heute.
Der Kommentar erschien am 27. Juli in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.
Redaktion: Frank Becker
|