Schöne Welt und böse Leut'

Südtirol – Eine literarische Einladung

von Frank Becker

Schöne Welt und böse Leut'
 
Südtirol - Eine literarische Einladung
 
Südtirol“ – das klingt nach sanften Matten, steilen Anstiegen, schroffen Felsen, murmelnden Bächen, klaren Seen, nach pittoresken Städten und gastfreundlichen Orten. Es duftet nach Törggelen, Lagreiner und Vernatsch, nach Terlaner, Sabbiolino und St. Magdalener, nach Speck, Wurzen, Vinschger und Schüttelbrot, nach Käsenocken, Kastanienpolenta, Preßknödel, Schlutzkrapfen und Trüffelrisotto. Und es ist ein harmonischer Zusammenklang, denn am besten schmeckts, wenn man es sich in den traumschönen Landschaften dieses beschenkten Landes erwandert hat. Die Südtiroler sind ein ganz besonderer Menschenschlag, durch die historische Entwicklung am Südrand der Alpen staatsbürgerlich Italiener geworden und jetzt recht zufrieden damit, im Herzen aber nach wie vor Ladiner und Tiroler – wobei viele, stünde es zur Wahl, eher zu Bayern als zu Österreich gehören würden.
 
Am besten ist es natürlich, Land und Leute an Ort und Stelle kennenzulernen, doch Türöffner kann auch die Literatur sein. Einige feine Bücher dazu gibt es schon. Der Wagenbach Verlag hat in seiner Reihe SALTO bereits Einladungen nach Turin und Venedig, nach Genua und Ligurien und in andere italienische Städte und Regionen ausgesprochen – nun nach Südtirol.
Südtirol ist mehr als ein Urlaubsparadies für Naturliebhaber und Schleckermäuler. Die Region blickt zurück auf eine bewegte, konfliktreiche Geschichte zwischen Italien, Österreich und Deutschland. Deren Spuren finden sich nicht nur im kulinarischen Angebot und in rustikal übersetzten Orts- und Familiennamen (Alessandro Banda/Gaby Wurster), sondern wie hier zu sehen auch in einer eigenen Literatur. Einheimische Schriftstellerinnen und Schriftsteller und ein paar zugewanderte Italiener (die sich sogleich in das lieblich-rauhe Land verliebt haben) treffen in dieser kleinen Anthologie auf eine schöne Welt und böse Leut' (Claus Gatterer), erleben Berg und Breakfast (Selma Mahlknecht), singen Oden auf Bozen, Bruneck (n.c. kaser, aber leider nicht Konrad Beikircher) und Brixen und erinnern an die erzwungene Italienisierung im Faschismus und dessen Nachklingen bis in die Neuzeit. Gäste wie Stefan Zweig, Christian Morgenstern und Gottfried Benn schließen sich mit lyrischem Lob auf das zauberhafte Land an.

Sagenhaftes (Anita Pichler/Gaby Wurster), Ladinisches (zweisprachig: Ganes / Roland Verra /  Roberta Dapunt), der Landverlust durch den Reschensee (Marco Balzano), die widerständigen Feuernächte in den Sechziger Jahren (Francesca Melandri), heimliche verliebte Sommerpromenaden durch Meran (Anne Marie Pircher), Wandern im schönsten Bauwerk der Welt, (Gaby Wurster) den Dolomiten
Ein literarischer Reiseführer mit deutschsprachigen Texten und Übersetzungen aus dem Italienischen wie dem Ladinischen von Luigi Serravalli, Marco Balzano, Roberta Dapunt, Oswald Egger, Maddalena Fingerle, Claus Gatterer, Lilli Gruber, Francesca Melandri, Maxi Obexer, Joseph Zoderer und vielen anderen. 

Ein anspruchsvolle Ferien,- Reise- und Balkonlektüre für alle, die Südtirol kennen und lieben oder es kennenlernen möchten.
Eine Empfehlung der Musenblätter. Unser Buch der Woche.
 
Südtirol – Eine literarische Einladung
Herausgegeben und mit Anmerkungen zur Südtiroler Geschichte und Kultur versehen von Gaby Wurster (die sich im Inhaltsverzeichnis bescheiden nicht nennen läßt)
© 2024 Verlag Klaus Wagenbach, 141 Seiten, Ganzleinen – ISBN: 978-3-8031-1383-2
22,- €
 
Weitere Informationen: www.wagenbach.de