Fragen an den Mond beim Wein
Li Bais Lyrik, übersetzt, analysiert, kommentiert
Vor allem um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben sich deutsche Lyriker intensiv des Werkes von Li Tai-pe (701-762), dessen Name auch als Li Tai-po, Li Tai-bo, Li Bai oder Li Bo überliefert wird, angenommen. Der legendäre Hofdichter des Kaisers Hüan-dsung und seine Zeit, die der T´ang-Dynastie, stehen bis heute für eine unerreicht hohe Kultur der Künste. Der chinesische Staat machte zu dieser Zeit die Beherrschung von Malerei, Kalligraphie, Dichtkunst und Musik zur Bedingung für Männer, die höhere Ämter der Verwaltung, zumal der kaiserlichen anstrebten.
Li tai-pe war bekannt als und auch laut eigenem lyrischen Bekenntnis ein gewaltiger Trinker vor dem Herrn, großer Melancholiker und glühender Verehrer vor allem junger Frauen. Er gewann und verlor das höchste Ansehen am kaiserlichen Hof von Tschang-an (Chang´an) trotz seiner Lobgesänge auf Rittertum, Armee und Krieg. Seine Dichtkunst auf all diesen Sektoren ist bis heute unerreicht und zum Glück reich überliefert. In Deutschland besonders populär wurden die Übertragungen und Nachdichtungen von Klabund (Alfred Henschke), Hans Bethge, Hans Böhm, Jan Ulenbrook, Günther Eich, Richard Wilhelm, Günther Debon, Manfred Hausmann, Ernst Schwarz, Otto Hauser und Georg Schneider.
China bietet seit dreitausend Jahren die älteste noch lebende Lyrik der Welt. Sie beginnt mit dem Buch der Lieder ca. 1000 v. Chr. Ihr Höhepunkt wird mit der Tang-Zeit (618-907) angesetzt. Wissenschaftlich untersucht haben u.a. die deutschen Sinologen Alfred Forke (1867-1944) und Günther Debon (1921-2005) nicht nur das Werk von Li Tai-po, das hier jedoch im Mittelpunkt steht, es analysiert, übersetzt, kommentiert und herausgegeben. Vor allem auf Debon bezieht sich der Sinologe und ausgewiesene Kenner der chinesischen Philosophie und klassischen Lyrik Wolfgang Kubin, dessen umfangreiches Œuvre im österreichischen BACOPA Verlag erscheint und dessen neues Buch ebendort soeben erschienen ist: „Li Bai 701-762“ (Die Erde mein Kissen, der Himmel meine Decke).
Mit Li Bai eröffnet Kubin eine auf elf Bände angelegte Reihe „Klassische chinesische Dichter“, deren Band 4, eben den über Li Bai, er vorgezogen hat, um Li Bai, wie er ihn schreibt, noch vor Du Fu (712-770) auf den Thron als größter chinesischer Lyriker zu heben. Hier und heute können wir ihnen dank der Forschungsarbeit Wolfgang Kubins diesen großartigen Dichter in einem neuen Licht und mit neuem Verständnis vorstellen.
Das Buch stellt im chinesischen Original, in Pinyin-Lautschrift, in Übersetzung und literaturwissenschaftlicher Deutung sowie Kommentar das Werk vor. Es ist eine Art grundlegende Lehrfibel für Studierende der Sinologie und Interessierte der Philosophie, Germanistik und Theologie an Beispielen der Themengruppen „Der Wein“, „Das Weib“ und „Der Gesang“. Trotz seiner hohen wissenschaftlichen Qualität auch für Nicht-Sinologen durchaus lesbar und beste Information + Unterhaltung. Unbedingt auch die brillante Einleitung lesen. Von den Musenblättern empfohlen. Inhaltsverzeichnis:
Einleitung Abkürzungen und weiter verwendete Literatur, sofern nicht in den Fußnoten angegeben Autobiographisches
Nach den Wirren unterwegs dank kaiserlicher Gnade in Yelang gedenke ich alter Vergnügen und schreibe meine Erinnerungen nieder für den Präfekten von Jiangxia, Wei Liangzai 经乱离后天恩流夜郎忆旧游书怀赠江夏韦太守良宰 / Jing luan li hou tian en liu Yelang yi jiu you shu huai zeng Jiangxia Wei taishou Liangzai Der Wein Vor uns ein Schoppen Wein 前有樽酒行/ Qian you zun jiu xing In einer Nankinger Weinstube zum Abschied hinterlassen 金陵酒肆留别 / Jinling jiusi liubie Vor dem Wein 对酒 / Dui jiu Fragen an den Mond beim Wein 把酒问月 / Ba jiu wen yue Von der traurigen Weise 悲歌行/ Bei ge xing Vor uns der Becher Wein. Zwei Lieder 前有樽酒行二首/ Qian you zun jiu xing er shou Mit den Schönen hinauf auf den Qixia Shan in den Pfirsichgarten von Herrn Meng. Zum Gedenken an den Prinzen von Liang 携妓登梁王栖霞山孟氏桃园中 / Xie ji deng Liang wang Qixia Shan Meng shi taoyuan zhong Das Lied von Xiangyang 襄阳歌 / Xiangyang ge Ich beweine den Alten Ji, den Braumeister von Xuancheng 哭宣城善酿纪叟 / Ku Xuancheng shan niang Ji Sou Mit Xia, dem Zwölften seines Clans besteige ich den Yueyang Turm 与夏十二登岳阳楼 / Yu Xia Shier deng Yueyang Lou Über Nacht mit Freunden 友人会宿 / Youren hui su Das Weib Die Weise von Changgan 长干行 / Changgan xing Für einen Stromer geschrieben, getrennt von seinem Liebchen 代别情人 / Dai bie qingren Krähen krächzen des nachts 乌夜啼 / Wu ye ti Die zweite Weise vom Jungen Mann 少年行 / Shaonian xing An eine sehr ferne Frau 寄远 / Jiyuan Unmut auf der Marmortreppe 玉阶怨 / Yujie yuan Gram 怨情 / Yuanqing Berg in Erwartung des Herrn 望夫山 / Wangfu Shan Drei, fünf und sieben Wörter 三、五言、七 / San, wu, qi yan Die Schönen am Südpavillon von Handan 邯郸南亭观 妓 / Handan nanting guan ji Goldchen zur Kenntnis 示金陵子 / Shi Jinling Zi Die Kleine aus Jinling. Für Lu, den Sechsten 出妓金陵子呈卢六四首 / Chu ji Jinling Zi xian cheng Liu Lu si shou Frauen in Süd-Ost. Fünf Lieder 越女词五首 / Yue nü ci wu shou Der Gesang Auf dem Söller von Xie Tiao in Xuanzhou zur Verabschiedung des Bibliothekars Onkel Yun 宣州谢朓楼饯别校书叔云 / Xuanzhou Xie Tiao Lou jianbie jiaoshu shu Yun Schlacht im Süden des Stadtwalls 战城南 / Zhan cheng nan In der Fremde geschrieben 客中作 / Ke zhong zuo Ferner Blick zum Himmelstor 望天门山 / Wang Tianmen Shan „Auf! Auf! Ein Jagdlied“ 行行且游猎篇 / Xing, xing qie youlie pian Söhne des Grenzlands 边城儿 / Biancheng er Früher Aufbruch an der Festung Baidi 早发白帝城 / Zao fa Baidi Cheng Ein Sommertag in den Bergen 夏日山中 / Xiari shan zhong Am Pavillon des Meisters Xie 谢公亭 / Xie gong ting Die Trennung eines Schwalbenpaares 双燕离 / Shuang yan li Ich übernachte am Fuße des Wusong-Berges im Haus der alten Frau Xun 宿五松山下荀媪家 / Su Wusong Shan xia Xun’ao jia Am Huang Shan angelegt höre ich Yin, den Vierzehnten eine Weise aus Wu singen 夜泊黄山闻殷十四吴吟 / Ye bo Huang Shan wen Yin Shisi Wu yin Abschied von Wei, demAchten, auf dem Weg in die Westliche Hauptstadt 金乡送韦八之西京 / Jinxiang song Wei Ba zhi Xijing Die Drei Schluchten hinan 上三峡 / Shang Sanxia Lied der weißen Wolken. Liu, dem Sechzehnten seines Clans, zur Rückkehr in die Berge 白云歌送刘十六归山 / Baiyun ge song Liu Shiliu gui shan Mond auf dem Emei. Ein Lied 峨眉山月歌 / Emei Shan yue ge Lied der fahrenden Ritter 侠客行 / Xiake xing Seidenreiher 白鹭鸶 / Bailusi Siebzehn Lieder aus der Herbstbucht 秋浦歌 / Qiupu ge Spiegel und Schrift 览镜书怀 / Lan jing shu huai Das Lied vom Ende des Lebens 临路歌 / Lin lu ge Information:
In Planung sind folgende Werke 1. Shijing (Buch der Lieder) - 2. Chuci (Lieder des Südens): Qu Yuan - 3. Cao Zhi - 4. Li Bai (liegt vor) - 5. Du Fu - 6. Li Shangyin - 7. Du Mu - 8. Bai Juyi - 9. Su Dongpo - 10. Li Qingzhao - 11. Yu Xuanji / Xue Tao
Wolfgang Kubin – „Li Bai 701-762“
Der Himmel das Kissen, die Erde zur Decke.
Li Bai - Reihe Klassische chinesische Dichter. Bd. 4
© 2024 BACOPA Verlag, 237 Seiten, gebunden, Lesebändchen - ISBN-13: 9783991140245
29,80 €
Weitere Informationen: www.bacopa.at
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