Schecks An- und Einsichten
Schätze und Schund aus 20 Jahren
Vor fast genau fünf Jahren konnten wir Ihnen an dieser Stelle Denis Schecks Einführung in die nach seiner Meinung 100 wichtigsten Werke der Weltliteratur „Schecks Kanon“ vorstellen. Nun, fünf Jahre danach, rechnet er mit den Verlagsprodukten - ich vermeide hier mit Vorsatz in seinem Sinne das Wort „Bücher“ - der vergangenen 20 Jahre ab, die von Lesern für wichtig genug gehalten wurden in die „Top Ten“ zu gelangen: in seinem neuen Buch „Schecks Bestseller Bibel“ hat Denis Scheck noch einmal seine Kommentare zu diesen scheinbar besten Zehn des Spiegel der beiden Genres Belletristik und Sachbuch der Jahre 2023 bis 2003 rückläufig durchforstet und die Auswahl mit zusätzlichen kurzweiligen Jahreskommentaren ausgestattet.
Er ist ein eleganter Bücherplauderer, kaum weniger kritisch als die schärfste aller Klingen Marcel Reich-Ranicki (1920-2023) oder die seines Kollegen Hellmuth Karasek (1934-2015) und ebenfalls für einen gepflegten Verriß zu haben, tut es jedoch gerne auch mit Augenzwinkern und lakonischem Humor. Seit mehr als 25 Jahren nimmt er sich für u.a. den Deutschlandfunk, die ARD und eben den Spiegel die Bücher vor, die angeblich die besten sind, weil sie in den Bestsellerlisten geführt werden. Sein Lob mögen sich Autoren und Verlage gerne an die Brust heften, eher weniger gerne seine deutlichen Verrisse. Apropos, was Verrisse angeht, steht noch immer der gnaden- und mitleidlose Wolfgang Nitschke mit seinen Kolumnen → „Bestsellerfressen“ auf dem höchsten Podest.
Daß dabei viele erfolgreiche Bücher mehrfach erscheinen liegt auf der Hand, denn sowohl Schmonzetten, Schmachtfetzen und vermeintliche sachliche Aufklärung konnten sich ebenso wie beachtenswerte Romane, literarische Glanzstücke und fesselnde, wichtige Sachbücher oft über Monate und länger in den besagten Top Ten halten. Doch immer findet Scheck bei den wiederholten Kurzbesprechungen frische Formulierungen, um sein Lob oder seinen Unwillen in neue Worte zu kleiden. Es ist ein höchst unterhaltsames Wiedersehen mit eigenen Lesefreuden und Enttäuschungen, oft aber auch Grund genug zur Auseinandersetzung mit Denis Schecks Ansichten, hat doch niemand ein Anrecht auf die ultimative Meinung in Sachen Literatur, zumindest was die Belletristik angeht.
Im Großen und Ganzen aber kann man sich auf Denis Schecks Wahl – auch die der dafür verwandten Worte – verlassen. Ebenfalls mit Absicht verzichte ich hier auf einzelne Zitate und überlasse es dem geneigten Leser, der verehrten Leserin, diese sich selbst auf der Zunge zergehen zu lassen. „Schecks Bestseller Bibel“ durchzuschmökern lohnt.
Denis Scheck – „Schecks Bestseller Bibel“
© 2024 Piper Verlag, 432 Seiten, Halbleinenband, 21 Vignetten von Torben Kuhlmann - ISBN 978-3-492-07294-6
28,- €
Weitere Informationen: www.piper.de
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