Erkenntnis is a bitch

meta bene – „Alles muss man selber denken“

von Frank Becker


Erkenntnis is a bitch
 
Neue Seufzer mit Tiefgang
 
Schaben haben das Haben im Namen.
Aber was können sie ihr Eigen nennen?
 
Meta bene (vulgo Robin Thiesmeyer) macht seit nun schon mehr als 10 Jahren etwas ganz neues. Und es ist neu und einzigartig geblieben, wenn auch viele das neben ihm tagtäglich versuchen. Robin Thiesmeyer zeichnet seine philosophischen Exkurse seit 2013. Die ersten Zeichnungen veröffentlichte er über Twitter und auf www.metabene.de, später auch über Facebook und Instagram. 2016 erschien das erste meta bene-Buch Es gibt mehr Sterne als Idioten. Daneben wurde meta bene unter anderem als Kolumne bei Zeit online, in den Nürnberger Nachrichten und als Illustrationen in DIE ZEIT veröffentlicht. Seit 2021 hat der Lappan Verlag ihn unter seine bewährten Fittiche genommen, mittlerweile etliche Bände erschienen sind. Der jüngste, „Philosophieren mit Tieren“ ist jetzt da, rechtzeitig um die vor allem in der herbstlichen Jahreszeit der Existenzfragen wichtige Antworten zu geben „Herr, es ist Zeit…“).
 
 

Mit seinen in der chinesischen Mal-Tradition des Auslassens von Marginalem stehenden, markant getuschten Cartoons setzt er seine philosophischen Aussagen fort – seinem Künstler-Pseudonym folgend wie gehabt auf auf der meta(e)bene. Das beherrscht er in Perfektion. In Bemerkung/Replik, Frage/Antwort, Monolog oder innerer Reflexion bringt Robin Thiesmeyer das Denken des homo sapiens prägnant auf den Punkt, ein Künstler auch der Pointe. Platzhalter für die komplizierten Vorgänge in der benutzten Hirnhälfte der menschlichen Gesellschaft sind auch in seinem neuen Band bodenständige Vögel, melancholische Pinguine, zynische Schaben und existentialistische Fische, spitzfindige Antilopen, stoische Giraffen, grübelnde Vögel, glaubensstarke Schmetterlinge, philosophische Schnecken oder fatalistische Flamingos und diesmal auch Füchse und Kausalkettenhunde.
 
 

Durch diese Substituten enthebt uns meta bene für einen Moment der Verpflichtung der Selbstreflexion, nicht ohne uns Augenblicke später mit Vergnügen umso tiefer in eben diese zu verstricken, zumal es in diesem inhaltsstarken Band um etwas geht, das nun wirklich uns alle betrifft: die Existenz und ihr Begreifen.
Das Problem der Relativität der Zeit im Sinne Gödels und Einsteins ist ihm - wie wir durch die kapitelweise eingeschobenen Kurz-Essays zu Philosophie, Sprache, Zeit, Leben, Dasein, Struktur etc. erfahren - ebenso nahe wie der barocke Vanitas-Gedanke, die Existenz-Philosophie Sartres, Kafkas Zweifel oder die Frage des Todes in der antiken Betrachtung Chinas, Ciceros und Senecas. Von Fall zu Fall aber sind die Botschaften auch der neuen Blätter einfach nur pragmatisch. Das ist Philosophie in Reinkultur, ist die Champion´s League des literarischen Cartoons. Hier sind zum vermehrten Male neue Arbeiten versammelt, die abermals von den Musenblättern sehr empfohlen werden können und unser Prädikat, den Musenkuß redlich verdienen.
 

meta bene – „Alles muss man selber denken“
Philosophieren mit Tieren
© 2024 Lappan Verlag, 96 Seiten, gebunden, 23 x 20 cm - ISBN 978-3-8303-3673-0
16,00 € (D) | 16,50 € (A) | 23,50 sFr
 
Weitere Informationen: www.carlsen.de