It´s new, it´s exiting, it´s futuramic, it´s Oldsmobile! 
            Ja, die  Werbefritzen waren noch nie um neue Vokabeln verlegen, wenn es darum  ging, ihrem Produkt phantastische neue Vokabeln auf den Leib zu  schneidern – zumal wenn diese Reklame in den 1950er Jahren aus dem  Musterland der Werbung schlechthin und der dortigen Automobilindustrie  kam. Der Kölner Filmproduzent Wolfgang Dresler, mit seiner Firma  Tacker-Film spezialisiert auf  die  Dokumentation von historischen Werbefilmen vor allem der 40er bis 80er  Jahre, teilt eine große Leidenschaft mit den Männern nicht nur seiner  Generation: die Liebe zu den chromblitzenden Straßenkreuzern der 1950er  Jahre, wie sie nur aus den USA, dem Land der damals unbegrenzten  Möglichkeiten kommen konnten – und wie sie auf der Welt heute nur noch  im sozialistischen Kuba existieren und herumfahren. 
            Seinen  vor einigen Jahren erstmals erschienenen Film über die legendären  amerikanischen Modelle von Oldsmobile, Dodge, Kaiser, Hudson, Packard,  De Soto, Pontiac, Buick, Chevrolet, Mercury, Montclair, General Motors,  Cadillac, Lincoln, Studebaker Ford, Edsel, Rambler u.v.a.m. hat er  komplett überarbeitet, mit neuen (vielen musikalischen) Clips und  Wochenschau-Ausschnitten ergänzt, völlig neu geschnitten und nun in  einer zweisprachigen Version (wahlweise amerikanisch oder mit deutschen  Kommentaren) vorgelegt. Am amüsanten roten Faden des1951er Oldsmobile 88  (später 98) Rocket - das kühn mit der Mona Lisa verglichen wird und für  das Diana Lynn, Patricia Morrison („What a thrill to take the wheel of a  Rocket Oldsmobile“) und ein veritables Barbershop-Ensemble singen -  Rocket 88 Oldsmobile hangelt sich eine bunte Reihe von mit Superlativen  überladenen, oft aufwendigen Werbefilmen entlang. 
            Verkehrsprobleme  und -konzepte werden thematisiert, schon 1951 Zukunftsvisionen von  Navigation, Verkehrslenkung und automatischer Steuerung vorgelegt und  atemberaubende Stilstudien wie der GM Le Sabre machen die  Zusammenstellung über den hohen Unterhaltungswert mit u.a. Milton Berle,  Randolph Scott und Lucille Ball hinaus hochinteressant. Die DVD bietet  eine amerikanische und eine deutsch übersprochene Fassung an.  
            Ein wundervolles Extra ist das beigelegte Booklet „Broken Dreams“, das auf 40 Seiten Wolfgang Dreslers Fotos von vielen der oben genannten Automarken und -modellen und von amerikanischen Schrottplätzen, die Christian Steiger und Thomas Wirth fotografiert haben. Gesamtzeit:  1:58:22 
            „Bug Killer, kills them dead“ 
            Haben Sie  schon Ihren Einkaufszettel geschrieben? Tips, was noch fehlen könnte,  bekommen sie als augenzwinkernde Einkaufshilfe durch die DVD „American  Commercial Classics“ die ebenfalls neu im Programm von Tacker Film  geführt wird. Auch hier zeigt sich der Erfindungs- und Ideenreichtum der  frühen Fernsehwerbung jenseits des großen Teichs, für die Deutschen  damals das Land ihrer (Konsum-) Träume. Sie kennen ja vielleicht die  gelegentliche Musenblätter-Kolumne „Als das Rauchen noch Spaß machte“,  in der wir Werbung aus einer Zeit zeigen, in der das Rauchen zum guten  Ton gehörte. Das war in den US-Werbespots für Zigaretten nicht anders:  Zeichentrick, Trickfilm, Realfilm – Rauchen gehörte dazu. Lucky Strike  ließ seine Filterlosen Square Dance tanzen, für Old Gold steppten  Zigarettenschachteln mit schönen Mädchenbeinen. Frech ist es schon, den  Rauch einer Zigarette mit frischer Winterluft zu vergleichen – Cool tat  es. Marlboro umwarb schon immer die harten Kerle, hier vergißt er über  der Autobastelei zwar das Essen, aber nicht das Qualmen der Marlboro aus  der Flip Top Box. Winston schmeckt mit einem fröhlich gepfiffenen  Liedchen, und die Cowboy-Romantik, mit der Marlboro später bekannt  wurde, gehörte damals noch den Männern im Sattel, natürlich mit einer  Chesterfield im Mund. 
            Haarscharf  an den Disney-Zeichentrickfilmen der Zwerge in „Snowwhite“ und dem  Riesen in „Mickey and the beanstalk“ vorbei und doch dicht genug  angelehnt, daß man sie erkennt, wirbt Ajax für sein schäumendes  Scheuerpulver. „Raid“ (gibt´s heute noch) wird nachdrücklich zum  Abmurksen jeglicher Käfer und Schaben empfohlen – „Bug Killer, kills  them dead“. In den 80ern hieß das dann „kills them deader than dead“.  Schön, wenn´s noch toter (oder heißt es töter?) geht. 
            Mr.  Clean, wir kennen ihn als Meister Proper, hatte in den 50ern schon die  Werbemelodie, die uns im Zusammenhang mit glänzenden Fußböden, Spiegeln,  Fenstern und Badezimmern noch heute im Ohr sitzt. Schlaue Kampagne. Und  noch ein Hyper-Superlativ: „Cleanest Clean is Tide Clean“ –  Waschmittel. Aber das kennen wir ja schon von Persil, das in den 50ern  jedes Jahr noch weißer wusch. 
            Sie haben  Kopfschmerzen? Nehmen Sie Bufferin – das wirkt doppelt so schnell wie  Aspirin. Anders als hierzulande war in Amerika schon immer vergleichende  (und herabsetzende) Werbung erlaubt und Tagesgeschäft. Schauen wir  weiter: Alka Seltzer beseitigt den Kater, Gilette Rasierklingen werden  von Baseball-Star Ray Campanella bevorzugt, Pepsodent macht aus gelben  Zähnen weiße, und MUM Deo hilft garantiert gegen Körpergeruch. 
            Besonders  ulkig und ironisch ist die Reklame in einer schier endlosen TV-Show für  Instant Lipton Chicken Noodle Soup. Selten, daß sich ein Produkt selbst  so auf den Arm nimmt. Typische US-Artikel der 50er und 60er, nach denen  wir dummerweise hierzulande gejiepert haben, sind Peanut Butter,  Popcorn, Jell-O, Oat Cereal und Maxwell Instant Coffee gewesen. Jetzt  haben wir sie – und sind auch nicht glücklicher. Aber die Werbefilmchen  dazu sind aus der abgeklärten Rück-Sicht vergnüglich. Bier ist mit  Hamm´s, Carling Black Label, Rheingold Lager, Ballentine Brewer´s Gold  und Budweiser (die haben das damals mit einem Öldosen-Öffner  aufgemacht!) vertreten. 
            Natürlich  gibt es noch viel mehr zu entdecken, Sportschuhe für Jungs,  unzerbrechliche Kofferradios – ein Gerät, das heute keinem unter 20 noch  bekannt ist, Kühlschränke, Benzin, Kakao-Ersatz (Nestlé´s Quick, bei  uns wurde Nesquik daraus) usw. usw…. Eine herrliche DVD, die man  (übrigens ohne störende Untertitel oder darüber gesprochene deutsche  Kommentare) gerne immer wieder anschaut. 
            Gesamtzeit:  1:05:18 
            Informationen zu beiden (und weiteren) nostalgischen Werbe-Sammlungen auf DVD: www.tackerfilm.de 
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