Rastlos

Sprachgewaltiges Romandebüt von Annette Pehnt: "Ich muß los"

von Frank Becker
Rastlos

Einen Roman wie diesen bekommt man nur ganz, ganz selten in die Finger - und wenn, gibt man ihn nicht wieder her. Zweimal hintereinander weg lesen - kein Problem. Annette Pehnt hat mit "Ich muß los" bereits 2001 ihr viel beachtetes Debüt gegeben. Der Roman erscheint nun schon in 4. Auflage als Taschenbuch. Er wird weitere erleben.

Das hat in Seiten gezählt 125 Gründe. Völlig schnörkellos, sprachgewaltig, präzise, absolut bestechend in Beobachtung, Beschreibung, Aussage und Stil, dazu mit bittersüßem Humor erzählt Annette Pehnt das Leben eines rastlos Getriebenen, der am
gesellschaftlichen Umgang mit der Wahrheit scheitert. Dorst kann sich nicht anpassen. Das macht ihn sympathisch. Dorst macht auch vor der Liebe keine Kompromisse. Das läßt an ihm zweifeln. Dorst steckt voller Leben, das er nicht leben kann. Das macht traurig. Dorst ist mit überbordender Phantasie begabt. Das läßt schmunzeln, ja lachen. Dorst ist anders. Dieser Roman ist anders.

Leichtfüßig verzichtet Annette Pehnt auf die Markierung wörtlicher Rede, womit sie den Fluß der Geschichte auf Tempo hält - ohne Hindernisse sozusagen. Dorst rebelliert in den alten Anzügen und Hemden seines toten Vaters, dessen Platz jetzt Herr Quoirin einnimmt. Dorst erfindet Stadtführungen völlig neu, ein kleinstädtischer Carlo Manzoni.  Mutig steuert Dorst auf Frauen zu: Jasmin, Gun, schließlich Elner. Wie jeder möchte er nicht allein sein - doch nicht um den Preis nicht allein zu sein. Dorst scheitert an den Mechanismen der Partnerschaft, an den eigenen Ansprüchen, nicht an denen der anderen. Er verliert - und fängt nochmal von Null an...  
Beispielbild

Annette Pehnt
Ich muß los

Roman

© 2001/2006 Piper Verlag
(Serie Piper 3609)

Paperback 125 Seiten
7,95 €

Weitere Informationen unter:
www.piper.de