Momo, Schneekönigin, Löwenherz, Dornröschen ...

Familienstücke zu Weihnachten in NRW-Theatern

von Andreas Rehnolt

Momo, Emil, der Zauberer von Oz und 
die Schneeköniginerobern die NRW-Theater
 
Zahlreiche Klassiker und eine Uraufführung locken ab Mitte November
an allen Bühnen im Land Kinder mit ihren Familien in die Schauspielhäuser
 
Düsseldorf/Köln/Bonn/Wuppertal/Neuss/Essen/Dortmund/Oberhausen/Moers - Momo, Emil und die Detektive, der Zauberer von Oz und viele andere Heldinnen und Helden aus beliebten Kinderbüchern erobern ab Mitte November wieder die Theaterbühnen in Nordrhein-Westfalen. Stücke im Vorfeld der Advents- und Weihnachtszeit für Kinder und ihre Familien haben an den Schauspielhäusern auch in NRW eine lange Tradition und sind äußerst beliebt bei den kleinen Besuchern und die Theater pflegen diese Tradition durchaus im Eigeninteresse. Können sie doch auf diese Weise Kinder für die Kulturhäuser begeistern und auch Eltern oder Großeltern als Zuschauer gewinnen, die sonst vielleicht nicht den Weg ins Theater finden. 
 
Den Anfang mit den Familienstücken macht am (kommenden) Samstag (9.11.) das Grillo-Theater Essen mit dem „Klassiker „Alice im Wunderland“ nach Lewis Carroll. Zusammen mit Alice tauchen die Zuschauer ab sechs Jahre in eine skurrile Welt voller bizarrer Gestalten ein. Die Wirklichkeit ist außer Kraft gesetzt, Gesetze ändern sich ständig und sind nur schwer zu entschlüsseln. Die elfjährige Alice erlebt, nachdem sie zufällig in einen Kaninchenbau gefallen ist, extrem kuriose Dinge und Gestalten. Etwa die Grinsekatze, den verrückten Hutmacher, den Märzhasen und die schlecht gelaunte Raupe. Und natürlich die unberechenbare und tyrannische Herzkönigin, unter deren Herrschaft alle in diesem so gar nicht wunderbaren Wunderland leiden. Vorführungen stehen bis Ende Dezember auf dem Programm.
 
Das Rheinische Landestheater Neuss präsentiert im November das französische Volksmärchen „Die Schöne und das Biest“ von Jeanne Marie Leprince in einer Fassung von Dirk Schirdewahn. Es gilt als eine de schönsten Geschichten über Mitgefühl, Reue und den Mut, für andere einzustehen. Um ihren Vater zu retten, zieht die junge Belle in ein verzaubertes Schloß, in dem ein unheimliches Wesen lebt: das Biest. Belle stellt sich ihrer Angst, und spürt schnell, daß sich hinter dem angsteinflößenden Äußeren des Ungeheuers ein edles Wesen und ein schaurig-schönes Geheimnis verbirgt. Ein grausamer Fluch, den nur Belles Liebe und Mut lösen können. 
 
Das Schauspiel Wuppertal zeigt ab dem 16. November die Geschichte „Die Schneekönigin“ nach dem Märchen von Hans Christian Andersen. Schneeflocken, tanzende Blumen, nächtlicher Winterhimmel, ein Rentier, sprechende Raben, eine prächtig schimmernde Schneekönigin in ganz von Schnee bedecktem Kleid: Wenn das mal kein wunderbarer Stoff eines Stücks ist, in dem die Kinder Gerda und Kay als unzertrennliche Freunde die Hauptrollen spielen. Kay verändert sich, als Splitter eines Zauberspiegels in sein Herz und Auge geraten und er ein Herz aus Eis bekommt und das Schöne um ihn herum nur noch als häßlich wahrnimmt. Gerda macht sich in einer langen Reise auf, ihren Freund aus der Gewalt und dem Bann der Schneekönigin zu retten. Das Familienstück ist bis zum 12. Januar 2025 auf dem Spielplan. 
 
Am 17. November ist am Schauspielhaus in Düsseldorf die Premiere von „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner. Das Stück steht bis zum 9. April kommenden Jahres auf dem Spielplan. Ein Zeichen dafür, daß die Theatermacher noch vor der Premiere vom großen Erfolg der spannenden Geschichte überzeugt sind. Der Kinderbuchklassiker von 1929 handelt von dem Schüler Emil Tischbein, der im Zug nach Berlin von einem Mann mit steifem Hut bestohlen wird. Die ihm geklauten 140 Mark hatte Emils alleinerziehende Mutter lange zusammengespart und der Junge sollte sie der Großmutter bringen. Er verfolgt den Dieb bis vor ein Café und trifft zufällig auf eine Gruppe gleichaltriger Kinder, die ihm schließlich helfen, den Gauner zu stellen und das Geld zurückzuholen. 
 
Das Theater Oberhausen zeigt ebenfalls ab dem 17. November den Kinder-Klassiker „Der Zauberer von Oz“ nach Lyman Frank Baum, ein Stück für Kinder ab 8 Jahren. Aufführungen sind bis zum 1. April 2025 angesetzt. Hauptfigur ist das Mädchen Dorothy, die in einer öd-langweiligen Gegend in Kansas lebt. Doch ein Wirbelsturm fegt sie samt Tante, Onkel und Hund „Toto“ nach Oz. Dort landet das Haus auf einer bösen Hexe und befreit das Volk der Munchkins von ihrer Herrschaft. Dorothy lernt eine gute Hexe kennen und einen geheimnisvollen Zauberer, ohne den sie nie zurück nach Hause finden könnte. Mit Hilfe von drei neu gefundenen Freunden, einer Vogelscheuche, einem Blechmann und einem ängstlichen Löwen macht sich das Mädchen auf, ihn zu finden.
 
Das Theater Dortmund präsentiert ab dem 22. November „Dornröschen - Hundert Jahre im Land der Träume.“ Jeder kennt die Geschichte der Königstochter, die von einer Fee verflucht wird und an ihrem 15. Geburtstag gemeinsam mit dem gesamten Hofstaat, in einen tiefen Schlaf fällt. Regisseur Andrea Gruhn hat das Stück für Kinder ab sechs Jahre anders als bei den Brüdern Grimm in Dornröschens Träume eingetaucht. Das kleine und auch große Publikum darf gespannt sein, was die Prinzessin dort alles erlebt. Bis Ende Januar 2025 stehen knapp 50 Vorstellungen auf dem Programm.
 
Auch im kleinsten Stadttheater von NRW, dem Schloßtheater Moers gibt es mit „Es rappelt im Karton“ ein Kinder- und Familienstück. Nach der Premiere am 24. November stehen Aufführungen bis Ende Januar 2025 vor allem für Schulklassen und Kindertagesstätten auf dem Programm. Das Stück handelt vom Glühwürmchen Heike, das als Leuchtkäfer-Mädchen fliegen lernen möchte. Das will allerdings nicht klappen, weil nur Leuchtkäfer-Jungs mit Flügeln auf die Welt kommen. Heikes bester Freund, der Frosch Robert-Robert, hat beschlossen, keine Insekten mehr zu fressen, sondern sich vegetarisch zu ernähren. Doch bevor sie ihre Pläne angehen können, werden sie in einem Karton gefangen. Und dann heißt es für sie, was ihnen die Freiheit wert ist und wie weit sie für Freundschaft, fliegen oder springen würden.
 
Im Theater Bonn ist ab 29. November das Familienstück „Die Brüder Löwenherz“ von Astrid Lindgren zu sehen. Ihr Roman ist eine zeitlose Geschichte über die bedingungslose Geschwisterliebe und -freundschaft. Aber auch eine, di e von Tod und Sterben, von Krieg und dem Kampf zwischen Gut und Böse erzählt. Auf der einen Seite - ganz aktuell - ein Diktator, der ein freies Land besetzen und unterdrücken will, auf der anderen Seite (junge) Menschen, die für Freiheit kämpfen. Regisseur Simon Solberg inszeniert für alle ab zehn Jahre und die, „die eine kleine Portion Mut gegen Tyrannen im Alltag gebrauchen“ können, heißt es. Das Stück ist bis Ende Dezember zu sehen. Ort der Handlung ist Nangijala, ein Land der Sagen und Märchen, in dem die Brüder Karl und Jonathan Abenteuer erleben. 
 
Das Schauspiel Köln zeigt ab dem 30. November in der Spielstätte Depot-1 Michael Endes Stück „Momo“ in einer Bühnenfassung der ungarischen Regisseurin Ildiko Gaspar. Es geht um das Mädchen Momo, das über die besondere, viel unterschätzte Fähigkeit verfügt, anderen zuhören zu können. Als eines Tages „graue Herren“ einer Zeitsparkasse auftauchen und alle Menschen dazu bringen, Zeit zu sparen und niemandem mehr zuzuhören, wird das Leben der Menschen immer gleichförmiger und kälter. Freundschaften und lange Gespräche gibts nicht mehr. Momo ist schließlich die einzige, die die Zeitdiebe und ihre Absichten durchschaut. Zusammen mit der uralten Schildkröte Kassiopeia und der Meisterin Hora nimmt Momo den Kampf gegen die „grauen Herren“ auf. Aufführungen sind bis Mai 2025 terminiert.
 
Redaktion: Frank Becker