Zwei Herzen im Dreivierteltakt

Die Operette von Robert Stolz am Landestheater Coburg

von Alexander Hauer
Landestheater Coburg
Zwei Herzen im Dreivierteltakt
Operette von Robert Stolz
 

Musikalische Leitung:
Georgios Vranos | Inszenierung und Choreographie: Otto Pichler | Ausstattung: Dietrich von Grebmer | Choreinstudierung: Stefan Meier | Dramaturgie: Kathrin Liebhäuser  
Besetzung:  Anton Hofer: Karsten Münster | Anny Lohmayer: Petra Gruber | Mizzi Reitmayer: Ulrike Barz | Nicki Mahler: Jason-Nandor Tomory | Vicki Mahler: Christian Sturm | Hedi: Katrin Dieckelt | Theaterdirektor: Martin Trepl | Blaustingl: Simon van Rensburg | Gusti: Kerstin Kluge | Ballett des Landestheaters Coburg | Chor des Landestheaters Coburg | Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg | Mario Caruzzi, Kammersänger: Marino Polanco | Nemecek, Theaterfaktotum: Jens Müller-Rastede | Brandner, Heurigenwirt: Freimut Hammann
 
Ein liebenswertes Denkmal

Wenn er heute noch leben würde, wäre er einer der erfolgreichsten Filmmusikschreiber und

Robert Stolz-Denkmal in Baden-Baden
Foto © Frank Becker
Musicalkomponisten Amerikas. Leider lebte er zur falschen Zeit und im falschen Land. Umso ehrenvoller, daß ihm lange posthum noch solche Denkmäler gesetzt werden. Robert Stolz war ein erfolgreicher Schlagerkomponist der Zwanziger Jahre, ein Chamäleon seines Genres. Sein Wirken galt der Tanzmusik ebenauso wie dem einfachen volkstümlichen Lied und auch der Filmmusik der frühen Jahre. Nach dem Krieg schien seine Zeit zunächst vorbei, seine Nachkriegsoperetten erzielten bestenfalls noch Achtungserfolge, die Darbietung seiner kleinen Meisterwerke durch die Fernsehoperette der 70er Jahre mit geänderter Handlung, grauslichen Arrangements, oft angepappter Zusatzmusik und die Anpassung seiner Schlager an Darsteller, die die Berufsbezeichnung „Sänger“ nicht unbedingt verdienten, kamen einer Hinrichtung gleich.
 
Erfreuliche Ensemble-Leistung

Das Landestheater Coburg setzte nun die Revue „ Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ auf den Spielplan. Die Filmvorlage bietet nicht viel musikalisches Material, deshalb mußte man die Handlung durch viele Schlager des Meisters ergänzen. Unsterbliche Melodien, die wirklich jeder kennt, werden auf höchstem Niveau gebracht. Die seichte Handlung wird durch musikalisch-schauspielerische Höchstleistungen wettgemacht. Allen voran sei Jens Müller-Rastede in der Komikerrolle des Theaterfaktotums Nemecek genannt. Er bringt während des ganzen Abends eine durchgehend großartige Leistung. Ihm ebenbürtig der Rest der Compagnie: Petra Gruber glänzt mit dem Chanson „Das Lied ist aus“, Jason Nandor-Tomoty und Christian Sturm als Nicki und Vicki Mahler eroberten das Publikum mit dem Lied von der Schwester Hedi, die selbst von Katrin Dieckelt in sympathisch bescheidener Weise interpretiert wurde. Ulrike Barz als leichtlebige Mizzi Reitmayer brachte zusammen mit den Herren des Balletts den „Kleinen Gardeoffizier“ zu neuen Ehren. Karsten Münster gab den walzersuchenden Operettenkomponisten Toni Hofer in seinen Nöten, sowohl als Frauenheld als auch als Musikschaffenden. Martin Trepls Theaterdirektor entsprach allen Klischees, genauso wie die Darstellung des Kammersängers Mario Caruzzi durch Marino Polanco.
 
Leichte Unterhaltung, perfekt geboten

Der Chor des Landestheaters, Einstudierung Stefan Meier, bewies wieder einmal seine Beweglichkeit in der Choreographie des Regisseurs Otto Pichler. Dietrich von Gräbners Ausstattung, von der beleuchteten Revuetreppe bis hin zu den leicht frivolen Kostümen ließ keinerlei Wünsche offen. Georgios Vranos ließ das Philharmonische Orchester des Landestheaters Coburg im besten Sound der frühen 30er Jahre swingen.
Ein mehr als vergnüglicher Abend, der Beweis das „Opas Operette“ sich durchaus neben modernen Musicals behaupten kann, wenn sie nur mit dem nötigen Ernst und Liebe zum Fach gestaltet wird. Im Publikum saßen sehr viele unter Vierzigjährige, für die die Musik neu war, neben einigen Senioren, die diese Musik noch im Original gehört hatten. Der fast frenetische Applaus, und es war nicht die Premiere, die ich besuchte, war der Beweis für einen gelungene Inszenierung, die generationsübergreifend fesselte. Das Landestheater Coburg stellte wieder einmal unter Beweis, daß gute leichte Unterhaltung durchaus an kleineren Häusern machbar ist. Man kann sich uinter diesen Vorzeichen auf die nächsten Produktionen freuen.

Weitere Informationen unter: www.landestheater-coburg.de

Nächste Vorstellung von "Zwei Herzen im Dreivierteltakt" heute!

Redaktion: Frank Becker