Make America sane again
Gesundheitsminister zitiert Geisterstudien
Von Lothar Leuschen
In den Vereinigten Staaten vergeht nun kein Tag mehr ohne Peinlichkeiten. Seit Donald Trump das Oval Office zum zweiten Mal bezogen hat, sind die USA nicht mehr das Land der Mutigen und der Freiheit. Die das Sagen haben, erinnern mehr an Hasardeure, an Egomanen und bisweilen einfach auch an verhaltensauffällige Dummköpfe. Und bisher haben die Regeln des Wirtschaftslebens erst einen einzigen aus dem politischen Geschäft eliminieren können. Daß Elon Musk Käsehut und Kettensäge beiseitelegte, hat im Kern nichts damit zu tun, daß seine Mission gegen zu viel öffentliche Verwaltung nach 130 Tagen und großen Flurschäden planmäßig zu Ende gegangen wäre. Sein Abschied folgt auch nicht der Selbsterkenntnis, daß es Sinn hat, wenn der Schuster bei seinen Leisten bleibt. Musk muß sich vielmehr um seine Geschäfte kümmern. Seine pubertäre Irrlichterei durch die große Politik hat seinen Autokonzern Tesla schwer beschädigt und dessen Aktionäre in Panik versetzt. Daß der einst große Vordenker moderner Mobilität die Scharte noch einmal auswetzen kann, ist eher unwahrscheinlich. Das gilt allerdings auch für die Hoffnung, daß beispielsweise Glück, Schicksal oder eine derzeit kaum zu erwartende Wiederauferstehung der Demokratischen Partei weitere Schaumschläger in Donald Trumps Trümmertruppe aus der Politik entfernen könnte.
Dabei hat sich gerade erst ein weiterer Kandidat auf die Abschußliste geschrieben. Gesundheitsminister Robert Kennedy Jr. zitierte im Kampf gegen Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität bei Kindern eine Studie, die es nicht gibt. Das mutmaßlich von einer KI verfaßte Werk strotzt journalistischen Recherchen zufolge vor falschen Zitaten, falschen Informationen und Verweisen auf Geisterstudien. In Deutschland verlieren Politiker ihr Amt, wenn sie in einer Dissertation falsche Fußnoten gesetzt haben. Verglichen damit hätte Kennedy jetzt seine Sachen packen müssen. Das aber wird nicht geschehen in einer Regierung, der offenbar nichts mehr peinlich ist. Also bleibt nur der fromme Wunsch: Make America sane again. Macht die USA wieder vernünftig. Bitte.
Der Kommentar erschien am 31. Mai in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.
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