Ein buntes Spektakel

„La Belle Bizarre du Moulin Rouge“ – Musical nach Motiven von Alexandre Dumas

von Frank Becker

Foto: Gerhartz GmbH
Ein buntes Spektakel
 
„La Belle Bizarre du Moulin Rouge“ – Musical nach Motiven von Alexandre Dumas´ Roman „Die Kameliendame“
 

Weltliteratur mit tragischem Hintergrund

Der Hintergrund ist tatsächlich tragisch: Alexandre Dumas (Sohn) schrieb nach dem Tuberkulose-Tod seiner eigenen Geliebten den Roman um das Schicksal der Edelhure Marguerite Gautier, die aus Liebe ihre Profession aufgibt, aus Liebe auch auf den Geliebten verzichtet und ihre durch TB angegriffene Gesundheit exzessiv ruiniert. Der Erfolg des Buches wurde später in ein Theaterstück umgemünzt, 1853 schließlich von Giuseppe Verdi in die große Oper „La Traviata“.
Die Gastspiel Gerhartz GmbH Kiel hat aus dem Stoff ein kunterbuntes Musical gestrickt, das zwar den ursprünglichen Faden in etwa abspult, in der Hauptsache aber eine große Show mit marginaler Handlung, fetzigen Musiknummern und einem höchst appetitlichen Corps de ballet auf die Bühne bringt. In einem durch Projektionen unaufwendigen Bühnenbild bemüht sich eine Handvoll Schauspieler/Sänger, zwischen den Cover-Versionen von Rock- und Pop-Hits der letzten Jahrzehnte die dünne Story zu entwickeln.

Große Oper

Die hier Fatime (Stefanie Tydén in Remscheid vorzüglich anstelle der erkrankten Anna Montanaro) genannte Kurtisane ist in der ins Moulin Rouge verlegten Handlung die „Devisenbeschafferin“ des Etablissements, in dem auch Henri de Toulouse-Lautrec (Markus Streubel) herumwuselt. Sie gibt sich dem ihrer Schönheit verfallenen Grafen Armand (Jesper Tydén) auf Drängen der Direktorin (Sissy Staudinger als Hella von Sinnen-Verschnitt) hin, um das Geld für eine neue Show zusammenzu..., ahem, ...bringen. Dabei verliebt sie sich in den wohlhabenden Adligen. Die Show – es geht natürlich um die Liebe, worum sonst – wird im Moulin Rouge aufgezogen, Armands Vater erscheint und drängt auf das Ende der unstandesgemäßen Verbindung . Fatime verzichtet, stirbt schließlich in den Armen des Geliebten. Große Oper.

Foto: Gerhartz GmbH

Schmonzette mit Schmiß

Eingebettet in die Schmonzette finden sich mit Witz arrangierte und mit viel Verve und Stimme interpretierte Top-Songs aus dem Hit-Vorrat der zurückliegenden 40 Jahre. Die Eröffnungsnummer ließ die Herren im Saal die Brillen putzen: elf zuckersüße Revuegirls intonierten, lange Beine schwingend und hübsch gefüllte Dekolletés zeigend, den 1974er Hit „Lady Marmalade“ der Gruppe Labelle (Aha! Nachtigall...) mit der damals skandalösen Zeile „voulez-vous cocher avec moi ce soir?“. Dieser mit explosiver Erotik vorgetragenen Aufforderung wären sicher einige gerne gefolgt – aber: Schimäre, nur Show.

Chartbreaker

Es folgten Chartbreaker von u.a. Nat King Cole (Nature Boy), Elton John (Your Song), Lennon/McCartney (Back in the USSR), Madonna (Like a Virgin), Sister Sledge (We Are Family), Police (Roxanne) und Gloria Gaynor (I Will Survive) in fast ununterbrochener Folge. Beste Kommerz-Unterhaltung, mit Ironie gewürzt und nur da billig, wo ernste Töne versucht wurden. Eine Frage zum Schluß: Wenn eine Kurtisane von ihrer Pflichterfüllung singt, was meint die damit wohl?

Am 10. Februar, 20.00 Uhr, kann man die Show in der Historischen Stadthalle Wuppertal erleben.
Karten unter Tel. 0202-569-4444
Weitere Informationen unter: www.gastspiel-gerhartz.de