Der Feind in meiner Tasche
Endlich hab' ich auch so ein Dings, so ein Wischhandy. Obwohl ich ja sonst immer noch der letzte Neandertaler auf dieser Strecke bin, war ich mal nicht schnell genug beim Nein-Sagen! Und schon war's da, dieses Wischhandy. Und seither terrorisiert mich das Ding: Es will - wenn ich wirklich mal was mit ihm mache - vorher immer was von mir wissen. Mich sozusagen aushorchen. Und warum? Weil es mich danach bevormunden, gängeln und nerven will. Und mich irgendwann, wenn's ihm paßt, verpetzen! Ja, ich muß es leider so sagen: Das Wischhandy ist der Feind in meiner Tasche.
Bis es heute plötzlich nicht da ist: Ich bin hundert Kilometer weit weg von zu Hause, und das Ding ist wo? Na klar, noch auf dem Küchentisch. Und plötzlich kommt bei mir so was wie Sehnsucht auf nach meinem Wischhandy: Wish you were here, jammere ich - leider völlig unmusikalisch. Und natürlich kann mein Wünschen allein schon deshalb nicht erhört werden.
Aber wieso kann mir dieses Handy nicht einfach mal selber nachkommen ~ dahin, wo ich”s brauche. Verdammt: 127 Kann doch sonst angeblich alles - das Scheißding! Wenn's wirklich was draufhätte, müßte es eine Art Drohnen-Funktion haben. Und ganz sicher hat es die ja sogar, ohne daß sich das bis zu mir rumgesprochen hat. Also probier' ich das jetzt mal: Ich ruf das Handy übers Festnetz von der Telefonzelle unterwegs an: Händilein, sag´ ich: Schwebe du jetzt los, fädel dich durchs angekippte Küchenfenster hinaus - und in einer Viertelstunde bist du hier. Und wehe nicht! So: Ist zwar zeitlich ziemlich knapp, aber dafür Luftlinie: Mal sehen, ob's funktioniert.
Tja, bis jetzt klappt's nicht. Und damit stellt sich gleich noch eine ganz andere Frage: Was ist ein Mann ohne sein Handy? Etwa endlich wieder ganz der Alte?
© Detlef Färber
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