Me aśundem les sigo*
Jazz Manouche in bester Tradition
Da lacht das Herz, da schmilzt man hin – endlich mal wieder ein Album mit handfestem, richtig gutem Zigeuner-Jazz im CD-Spieler oder besser noch: auf dem Plattenteller. Denn beide Formen werden vom neuen Streich der „Drahtzieher“ mit „Mer Diga Men“ angeboten. Samson Schmitt hat den flotten Opener Rire Avec Charlie geschrieben, eine Erinnerung an Charlie Rivel? Er selbst hat die Sologitarre übernommen, mit Bobby Guttenberg an den Rhythmus-Saiten. Da kommt gleich gute Laune auf. Die kann leider Django Reinhardts folgendes Stück Pour Que Ma Vie Demeure nicht durchweg halten, die Tontechnik hat es mit der Nummer nicht gut gemeint. Aber der beliebte Japanese Sandman bringt die Sache mit spritzigem Tempo und David Klüttig gleich wieder in Ordnung. Gast Tony Lakatos haucht Tenderly ins Tenorsaxophon, ein verträumter Standard, dem das kunstvoll verschleppte Gypsy-Tempo und Lakatos´ freie Passagen gut tun.
Lakatos ist gleich bei der nächsten Nummer wieder dran, einer von des Großmeisters Top-Nummern, Reinhardts Minor Swing. Der gehört ja zu jedem guten Gypsy-Programm, hier auch wunderbar von David Klüttig und Bobby Guttenberger eingeleitet. Bei 1:38 steigt Lakatos mit dem Sopransax ein mutiges und raffiniert gelungenes Unterfangen bei diesem „besetzten“ Stück. Einen melancholischen Swing hat Klüttig mit seinem schnellen Herbstwalzer Valse D'automne komponiert – eine der Perlen dieses Albums. Und danach verneigt sich Schmitt noch einmal vor einem Unsterblichen: Sein zartes Merci Django ist natürlich dem Urvater aller Gypsy-Gitarristen, des Jazz Manouche gewidmet und das pure Vergnügen.
Da ist das großartige Impromptu Django Reinhardts gleich darauf quasi eine Meisterprüfung mit hohen Umdrehungen für das Trio Klüttig/Guttenberger/Legde. Uff, bestanden! Wer bitte ist Flora, der Samson Schmitt sein gleichnamiges Stück (6:05) gewidmet hat und das er mit einer solchen Zärtlichkeit spielt, daß man nur von Liebe sprechen (und scatten) kann. Noch eine dieser sanft schimmernden Perlen, herrlich!
Die nächsten drei Titel hat wieder David Klüttig geschrieben: Wandering Blues in fröhlichem Tempo und Rhythmus, die schwebende Valse Magique voller Wölkchen und Träume und das schnelle For Samson, in dem sich die beiden Solisten ein kostbares String-Battle liefern. Mit dem Titelstück Mer Diga Men (Wir seh´n uns) das Bobby Guttenberger als kleine Reminiszenz für (s)einen verstorbenen Bruder komponiert hat, schließt das Album wunderschön und besinnlich. Für Liebhaber des Zigeuner-Jazz ein großer Gewinn und von den Musenblättern empfohlen.
Ab dem 5. September ist dieses trotz der besinnlichen Reminiszenz herrliche Gute-Laune-Album im Handel.
*Ich habe es sofort gehört
Die Drahtzieher – „Mer Diga Men“
© 2025 GLM (CD) auch LP zu bekommen
David Klüttig (g) – Bobby Guttenberger (g) – Kolja Legde (b)
Gäste: Samson Schmitt (g) – Tony Lakatos (ts, as)
1 Rire Avec Charlie 2 Pour Que Ma Vie Demeure 3 The Japanese Sandman 4 Tenderly 5 Minor Swing 6 Valse D'automne 7 Merci Django 8 Impromptu 9 Flora 10 Wandering Blues 11 Valse Magique 12 For Samson 13 Mer Diga Men
Gesamtzeit: 51:36
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