Wie aus meinem Tagebuch
(… und vielleicht auch aus Ihrem?)
oder
Das Leben, ein Furz?
Mit offenen Sinnen durchmißt Jürg Gautschi seinen (All)Tag. Praktisch alles was ihm dabei begegnet ist den meisten von uns bereits ebenso widerfahren, haben wir erlebt, gesehen, gehört, gefühlt oder gerochen. Nur eben nicht so wie er aufmerksam registriert, zur scharf gestochenen Momentaufnahme gemacht und klug notiert.
Jürg Gautschis curriculum diei reicht vom morgendlichen Kaffeeduft, der aus der Wohnung der neuen Nachbarin Eva seine Nase kitzelt, während die eigene tägliche Routine beginnt, bis zur theatralen Verneigung vor dem artigen Publikum. Schaut her – Ihr seid´s.
Den Tonfall der zwischen A und Z erzählten kleinen aber sehr wichtigen Begebnisse ist zwar nicht zu hören und vom rätoromanischen Urtext mittlerweile ins schweizerische Deutsch übersetzt worden, doch man muß sich nur einmal das Foto des Autors auf der hinteren Umschlagklappe des Buches anzuschauen, um ihn, den Tonfall sich recht gut vorstellen zu können. Das leise Lächeln, das aus den charaktervollen Zügen Gautschis auf den Leser zukommt, verrät das stille Lachen, das bei all seinen Erlebnissen und den daraus entstehenden Berichten und Geschichten, Tagträumen und Phantasien in ihm gluckst.
Da sind der innere Schweinehund, der dazu verleitet das drohende Fitness-Programm zu schwänzen, die Geruchsbelästigung in der Unterführung und im Zug, das Verhalten der Mitreisenden in der Bahn und das Nichtüberholenkönnen eines Traktors. Die Beobachtung eines fischenden Reihers, die Wahrnehmung der fehlenden eigenen Konzentration, das Ringen um die richtigen Worte zum erfolgreichen Ansprechen einer schönen Frau, das Raisonnieren über den guten Tod, das Beiseitetreten von Mitgefühl angesichts eines Schnitzels mit Pommes Frites. Gedanken über Verdis Requiem als Memento mori, chirurgische Eingriffe zur Verhinderung des Alterns, Wurst wider Wurst dem rücksichtslos rauchenden Tischnachbarn gegenüvber, noch mal Evas Kaffeeduft, der Elfmeter im Pissoir, Selbstüberschätzung in der Natur oder das Betrachten von
Glücklicherweise hat Jürg Gautschi ein Buch daraus gemacht. Ich habe bei der Lektüre sehr viel gelacht und manche Selbsterkenntnis gewonnen. Sehr zu empfehlen.
Jürg Gautschi – „Gegenrauch“
Aus dem Rätoromanischen ins schweizerische Deutsch übertragen von Claudio Spescha
© 2025 edition bücherlese GmbH, 128 Seiten, gebunden, Schutzumschlag, Lesebändchen – ISBN: 978-3-03981-016-1
25,- €
Weitere Informationen: www.buecherlese.ch
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